Der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdoğan, ist erzürnt über den kritischen Bericht des Europaparlaments. Die EU wolle einen Bruch provozieren, sein Land werde eigene „Schlüsse“ daraus ziehen, drohte er.
Kritik aus Europa zurückzuweisen hat Tradition in der Türkei. Als der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdoğan, jetzt auf einen Bericht des EU-Parlaments über die Zustände in seinem Land reagierte, ging er aber einen Schritt weiter als bisher. Die EU wolle einen Bruch mit der Türkei provozieren. Seine Regierung werde ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen. „Wenn nötig, gehen wir und die EU getrennte Wege.“
Offiziell redet die Türkei seit 18 Jahren mit der EU über einen Beitritt. Die Verhandlungen kamen aber nie sehr weit, weil der ungelöste Zypern-Konflikt, der Widerwillen gegen die Türkei in der EU und der Demokratie-Abbau in Ankara nennenswerte Fortschritte verhinderten; seit einigen Jahren herrscht vollständiger Stillstand. Keine der beiden Seiten wollte bisher diejenige sein, die den Verhandlungsprozess für beendet erklärt. Erdoğan hatte sogar signalisiert, die Beziehungen zur EU wieder neu beleben zu wollen, auch um Investoren zu gewinnen.