Missbrauchsvorwürfe

BBC und Channel 4 starten interne Untersuchungen zu Russell Brand

Russell Brand bei einem Auftritt in der Öffentlichkeit.
Russell Brand bei einem Auftritt in der Öffentlichkeit. Imago/Imago Stock & People
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Die schweren Vorwürfe gegenüber Russell Brand lösen in Großbritannien eine breite Debatte aus: Medien und ­die Unterhaltungsindustrie im Allgemeinen geraten in Kritik.

Nachdem am Wochenende in einer gemeinsamen Dokumentation der „Sunday Times“, der „Times“ sowie des Fernsehsenders Channel 4 schwere Vorwürfe gegenüber dem britischen Komiker und Schauspieler Russell Brand erhoben wurden, hat die BBC nun angekündigt, die Causa zu untersuchen. „Die Dokumentation enthielt schwere Vorwürfe über eine Zeitspanne von Jahren hinweg. Russell Brand war von 2006 bis 2008 für Radiosendungen der BBC tätig und wir werden die Causa untersuchen“, so ein Sprecher der BBC am Sonntag. Auch Channel 4, bei dem Brand als Moderator tätig war, und die Produktionsfirma Endemo, die einige der Shows produzierte, kündigten interne Untersuchungen an. Sendungen, in denen Brand mitwirkte, seien vorerst nicht mehr online abrufbar.

Die konkreten Vorwürfe von vier verschiedenen Frauen, die in der Dokumentation anonym bleiben, beziehen sich auf den Zeitrahmen von 2006 bis 2013. Eine der Frauen gab an, zum damaligen Zeitpunkt erst 16 Jahre alt gewesen zu sein, Brand war damals 31. Brand selbst nahm schon vor der Veröffentlichung der Vorwürfe in einem auf Instagram geposteten Video Stellung. Er wies alle Anschuldigungen zurück und erklärte, er hätte in dieser Zeit zwar extrem viele Sexualkontakte gepflegt, dieses seien aber ausschließlich einvernehmlich gewesen. Er spricht von „kriminellen Vorwürfen“.

Brand hat sich in den vergangenen Jahren ausführlich über seine Drogenabhängigkeit und Sexsucht sowie weitere psychische Probleme öffentlich geäußert. Auf Social Media hat sich der Comedian und Schauspieler zuletzt als eine Art Wellness-Guru inszeniert, Videos zu den Themen Wellness, Spiritualität, Suchtkrankheiten, aber auch Verschwörungstheorien veröffentlicht.

Medienbranche in der Kritik

Obwohl sich die veröffentlichten Vorwürfe nicht konkret auf Brands Verhalten am Arbeitsplatz beziehen, stehen auch die Fernsehsender und die Unterhaltungsindustrie im Allgemeinen in der Kritik. Sogar der britische Außenminister, James Cleverly, äußerte sich medial zu der Causa: „Wir haben Gelegenheiten einzugreifen verpasst, und wir müssen in Zukunft besser darin werden.“

Die Zusammenarbeit zwischen Brand und der BBC ist laut Angaben der BBC im Jahr 2008 beendet worden, da Brand gegen redaktionelle Vorschriften verstoßen habe: „Wir hoffen, das zeigt, dass die BBC Vorwürfe dieser Art ernst nimmt, und bereit ist, Konsequenzen zu ziehen.“ Weiter heißt es, die BBC habe „klare Erwartungen, was das Verhalten am Arbeitsplatz betreffe“, und würde Menschen, die sich diesbezüglich an den Sender wenden, „immer Gehör schenken“. Die „Times“ gab an, dass sich seit der Veröffentlichung am Samstag weitere betroffene Frauen gemeldet hätten. Brand selbst sah in den Vorwürfen keinen Anlass, seine Tätigkeit zu pausieren – er trat am Samstag im Rahmen seiner „Bipolarisation“-Tour in London auf. (chrima)


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