Sanktionen

Milliarden, die in Russland festsitzen

Der US-Konzerne Pepsi verdient im Vorjahr 718 Mio. US-Dollar in Russland.
Der US-Konzerne Pepsi verdient im Vorjahr 718 Mio. US-Dollar in Russland. Getty Images
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Rund 18 Mrd. Dollar Gewinn westlicher Firmen stecken in Russland fest. Eine Auszahlung an die Konzernmütter ist nicht möglich. Nun trifft das Problem auch indische Firmen.

Seit dem Einmarsch in die Ukraine ist Russland mit strengen Sanktionen belegt. Viele westliche Unternehmen haben bereits das Land verlassen oder kündigen an, dies zu tun. Volkswirtschaftlich schlägt sich das jedoch nicht so stark nieder wie erwartet. Laut der europäischen Ratingagentur Scope wird das russische Bruttoinlandsprodukt 2023 nur um 0,8 Prozent sinken – entgegen älterer Schätzungen eines Minus von vier Prozent. Und das bedeutet auch, dass in Russland tätige Firmen nach wie vor hohe Gewinne erzielen.

Rund 20 Mrd. Dollar wurden laut einer Untersuchung der Kyiv School of Economics (KSE) im Vorjahr von Töchtern ausländischer Unternehmen eingenommen. Und 18 Mrd. Dollar davon entfallen auf westliche Unternehmen aus Ländern, die von Moskau als „unfreundlich“ eingestuft werden. Seither könnten diese Zahlen noch erheblich gestiegen sein, so der stellvertretende Entwicklungsdirektor der KSE, Andrii Onopriienko gegenüber der „Financial Times“.

Für die Konzernmütter ist das durchaus ein Problem. Denn lokal erwirtschaftete Gewinne können Russland in der Regel nicht verlassen. Seit 2022 blockiert Moskau Dividendenausschüttungen, wovon die USA oder Mitgliedsländer der EU betroffen sind. Das spürt etwa auch die heimische Raiffeisen Bank International. Sie macht laut KSE im Bankensektor die größten Gewinne. Im Jahr 2022 waren das zwei Milliarden Dollar. Nach Österreich wird davon aber wohl kein Cent kommen.

Ausstieg nicht einfach

Die Bank hat eine Abspaltung des Russland-Geschäftes zuletzt auf Ende Dezember verschoben. Doch auch der Ausstieg aus Russland ist alles andere als einfach. Will ein westliches Unternehmen sein Geschäft verkaufen, braucht es Moskaus Zustimmung. Zudem müssen die Firmen mit großen Preisabschlägen rechnen. Erst vergangene Woche gab British American Tobacco (BAT), einer der weltweit größten Tabakkonzerne, einen solchen Verkauf bekannt; ebenso der schwedische Lkw-Bauer Volvo.

Zwar hat das russische Finanzministerium die Dividendenregel zuletzt gelockert, gleichzeitig aber zwischen „guten“ und „bösen“ Firmen unterschieden ­– je nachdem wer sich vom Land trennen möchte und wer nicht. Eine Art Ermutigung für „gutes Benehmen“, zitiert die „FT“ einen Insider.

Für ein Unternehmen „unfreundlicher“ Herkunft ist die Rückführung von Dividenden in Russland bereits „so kompliziert wie der Verkauf eines Unternehmens“, heißt es. „Einer meiner Kunden hat die Hoffnung verloren, irgendwelche Dividenden von dort zu bekommen, und hat einfach alles abgeschrieben. Selbst einige Unternehmen aus ,befreundeten‘ Ländern haben Schwierigkeiten, ihre Dividenden zu bekommen.“

Sperre auch gegen Indien

Fern bleiben die Dividenden inzwischen aber nicht mehr nur westlichen, sondern auch dem indischen Öl-Unternehmen Oil India. Dabei gehe es um 400 Mio. Dollar. Denn die Sperre gilt seit Kurzem auch für indische Energiekonzerne, weil ein großer Teil des Geldes aus dem Export von russischem Öl in Indien festsitzt. Aufgrund des westlichen Öl-Embargos hat sich Indien neben China als größter Öl-Abnehmer etabliert. Bezahlt wird dabei in Rupien – und diese können laut indischen Vorschriften nicht so einfach in andere Währungen umgetauscht werden. Mit dem Geld könne man also nur Waren in Indien kaufen, „aber es ist schwierig etwas im Wert von Milliarden von Dollar für den Export nach Russland zu kaufen“, so Oil India-CEO Ranjt Rath.


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