Ein Mann wurde am Montag in den Donaukanal gestoßen. Das soll sich freilich nicht wiederholen, aber sollte man doch selbst in die Situation kommen: Wie kommt man wieder heraus?
Ein Mann musste in der Nacht auf Montag aus dem Donaukanal geborgen werden. Der laut Polizei sichtlich schockierte Mann soll von einem Unbekannten hineingestoßen worden sein. Abgesehen davon, dass niemand hofft, dass sich dieses Szenario wiederholt: Was, wenn es trotzdem passiert? Wo sind die Ausstiegsstellen? Und schafft man es selbst wieder heraus?
1. Wie kommt man wieder aus dem Wasser heraus?
Aus dem Wasser wieder herauszukommen ist – vorausgesetzt, man kann schwimmen – gar nicht so schwer. Der überwiegende Teil des Donaukanals wird links und rechts von großen Steinen und Böschungen eingefasst, über die man ganz gut wieder an Land klettern kann. Das sollte allerdings mit Bedacht passieren, die Steine haben teilweise scharfe Kanten.
Die Strömung hat laut Polizei die „Geschwindigkeit einer schnell gehenden Person“. Man darf sie also nicht unterschätzen. Und unter keinen Umständen gegen sie anschwimmen. Besser ist es, sich mit ihr treiben zu lassen und im 45-Grad-Winkel Richtung Ufer zu schwimmen. Auch ist die Strömung am Rand etwas langsamer als in der Mitte des Kanals, das Aussteigen wird also nicht zum Problem – sofern man Ruhe bewahrt.
2. Das ist leichter gesagt als getan, dort schwimmt ja freiwillig niemand …
Das stimmt so nicht: Mittlerweile gibt es einige Wiener, die regelmäßig im Donaukanal schwimmen gehen, etwa Mitglieder des Schwimmvereins Donaukanal. Anders sieht die Situation freilich aus, wenn man nicht schwimmen kann. Immer wieder sterben auch Menschen im Kanal, weil sie etwa stark alkoholisiert in den Kanal stürzen.
Ohnehin gilt: Wer Menschen im Wasser sieht, soll sofort Rettung, Feuerwehr oder Polizei rufen. Egal welche: „Hauptsache eine Notrufnummer“, so Markus Dittrich, Sprecher der Polizei Wien. Die Einsatzkräfte alarmieren sich gegenseitig und rücken aus. Die Polizei (ebenso die Berufsfeuerwehr) hat etwa eine Zille im Kanal, die dann sofort losfährt.
3. Wo sind die Ausstiegsstellen, wenn es keine Böschung gibt?
Zwischen Augarten- und Franzensbrücke, also dort, wo sich auch die meisten Lokale befinden, ist das Ufer ganz zugebaut. Hier führen jedoch in regelmäßigen Abständen von rund 100 Metern Treppen vom Wasser nach oben. Auf der Nordseite in Richtung zweiter Bezirk sind es 15 Aufgänge, auf der Südseite zehn. Zudem verläuft entlang der gesamten Kanalmauer ein Mauervorsprung, auf den man sich sehr schnell retten und zur nächsten Treppe gehen kann. Bei hohem Wasserstand kann dieser allerdings nicht sofort sichtbar sein. Übrigens gilt auch hier: Der Uferrand ist mit denselben teils scharfkantigen Steinen ausgelegt, also vorsichtig hinausklettern.

4. Ist das Wasser nicht eklig?
Eigentlich ist die Wasserqualität im Donaukanal völlig in Ordnung. Im Donaukanal fließt das gleiche Wasser wie in der Donau, in dem man ganz unbedenklich schwimmen kann. Die Stadt Wien hat schon in den 1990er-Jahren begonnen, mit zahlreichen Investitionen die Wasserqualität nach und nach zu verbessern, seit 2003 fließt kein ungeklärtes Abwasser mehr in den Kanal. Nur wenn es zu stark regnet, kann es sein, dass das Wasser verunreinigt wird. Das merkt man dann an der Farbe, die statt dem üblichen trüben Grün eher braun wird.
5. Wie viele Menschen müssen jährlich aus dem Kanal gerettet werden?
Das ist eine gute Frage. Eine genaue Statistik gibt es laut Polizei nicht. Denn die Rettungseinsätze im Kanal werden nicht extra gezählt. Tatsache ist, dass es immer wieder passiert: im Sommer wie im Winter. Wobei im Sommer freilich mehr Menschen am Kanal sind und es damit, laut Polizei, etwas mehr Vorfälle gibt. Betrunkene und verirrte Nachtschwärmer sind es auch, die immer wieder aus dem Wasser gefischt werden müssen. Wobei die Dunkelziffer deutlich höher sein dürfte. Immerhin können sich doch einige Schwimmer selbst retten (siehe oben) beziehungsweise werden diese von Freunden oder Passanten aus dem Wasser gerettet. Auch kommt es immer wieder vor, dass Menschen, die Drogen konsumiert haben oder verkaufen, auf ihrer Flucht vor der Polizei ins Wasser springen. Unabhängig davon, ob sie schwimmen können oder nicht.