Die Komische Oper Berlin ist die Wiege des Regietheaters, erfunden von einem Wiener nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch die heutige Intendantin, Susanne Moser, kommt aus Österreich. Im Interview mit der „Presse“ spricht sie darüber, dass sie nicht „Regietheater“ sagt. Und über Ethik in Sponsoring und bei der anstehenden Sanierung des Haupthauses.
Im Opernbereich wird, zumindest im deutschsprachigen Raum, von allen Kulturgattungen immer noch heftig gestritten, finde ich. Zuletzt etwa meinte Ioan Holender in einem „Presse“-Gastkommentar, dass zeitgenössische Kompositionen nur die Uraufführung erleben. Die Komische Oper deckt von Barock bis Heute ab, wie sehen Sie das?
Susanne Moser: Das ist natürlich polemisch, wenn man das so sagt. Nehmen wir etwa Luigi Nonos „Intolleranza 1960“, mit dem wir voriges Jahr unsere erste Saison als Intendanz an der Komischen Oper Berlin eröffnet haben. Im Sommer davor wurde es auch bei den Salzburger Festspielen gezeigt. Es gibt also Phasen, wo bestimmte Werke ausgegraben und gleich mehrmals neu befragt werden. Natürlich ist das zeitgenössische Repertoire für unser Publikum in der Rezeption schwieriger. Deshalb ist es so, dass viele Werke nur einmal aufgeführt werden. Aber das war immer schon so. Auch in den vorigen Jahrhunderten haben es nur wenige der damals entstandenen Werke in den Kanon geschafft. Sie wurden oft erst im Nachhinein in den Kanon aufgenommen. Gerade deswegen ist es wichtig, weiterhin zeitgenössische Stücke zu beauftragen. Das tun wir als Komische Oper Berlin vor allem im Kinderopernbereich. Damit hat bereits Homoki begonnen. Wir haben jedes Jahr eine Neuinszenierung für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren auf der großen Bühne! Für dieses Alter gibt es praktisch keinen Opernkanon. Heuer machen wir „Nils Holgersson wundersame Abenteuer“, die Komponistin ist Elena Kats-Chernin, die Regie führt die Österreicherin Ruth Brauer-Kvam.
Auch das sogenannte „Regietheater“ ist ein Dauer-Reizwort im Klassik-Diskurs.