Literatur aus Deutschland

Thomas Willmann: Der Uhrmacher des Verderbens

Frese Muenchen
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Thomas Willmann taucht mit „Der eiserne Marquis“ tief ins 18. Jahrhundert ein und richtet dort eine opulente literarische Kammer der Wunder und der Schrecken ein.

In seinem ersten Roman, „Das finstere Tal“, verlegte der deutsche Journalist und Autor Thomas Willmann einen Western in ein abgelegenes alpines Tal und ließ seine Figuren mit wehenden Mänteln und geladenen Büchsen aufeinander losgehen. Nun, 13 Jahre später, bringt er sein Talent für literarische Wandlungsfähigkeit zur Meisterschaft: Mit „Der eiserne Marquis“ taucht Willmann, auch sprachlich, tief ins 18. Jahrhundert ein und entführt den Leser in eine literarische Kammer der Wunder und der Schrecken: eine ebenso herausfordernde wie berauschende Erfahrung.

Dass die Geschichte der Hauptperson, eines ebenso talentierten wie im umfassenden Sinn gierigen jungen Mannes, nicht gut ausgeht, ist von der ersten Seite an klar. Denn wir lernen ihn als Insassen des berüchtigten Hôpital de la Salpêtrière kennen, des Krankenhauses für Frauen und Geisteskranke in Paris, wo er seine Lebensbeichte ablegt: vor Ratten. Zwei Leben habe er gehabt, erklärt er seinem geduldigen Publikum, in beiden habe er großes Glück gekannt, in beiden habe er sich aber auch an denen versündigt, die er liebte.

Vom ersten Leben des Ich-Erzählers, geboren als Sohn eines Schulmeisters in K- an der T-, erfährt man nicht einmal den Namen dieses Antihelden, wohl aber die Grundzüge seines Charakters: einen unstillbaren Hunger nach Wissen und Anerkennung sowie einen fatalen Hang zur Rage, wenn ihm verwehrt wird, was er begehrt. Er ist einer, „der sich nie bescheiden mochte mit dem, was ihm Ordnung, Gott oder Natur zustehen wollten“.


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