Alles Pathos dieser Welt: Alphaville trugen mit dem Babelsberger Filmorchester dick im Wiener Konzerthaus auf. So hatte man ihre Hits „Forever Young“ und „Big In Japan“ noch nie gehört.
Was für ein Fest für die Schaulust! Den angejahrten Alphaville-Sänger Marian Gold beim Versuch beobachten zu können, die einst euphorische Jugendstimme aus dem mittlerweile massiven Leib zu kitzeln, war tatsächlich eine Freude. Da trat eine Geziertheit zutage, die man diesem robust wirkenden Musiker gar nicht zugetraut hätte. Den behutsam, fast zärtlich intonierten Passagen folgten regelmäßig eruptive Ausbrüche, die der Kollision widerstreitender Gefühle geschuldet waren.
Manchmal aber begab sich Gold schlicht in den Modus der Nostalgie. Man sah nachgerade, wie ihn die großen Gefühle zu übermannen drohten, wenn er den schönen Zeiten in der Mauerstadt nachsann. Dorthin war der aus Herford in Westfalen stammende, damalige Punk im Jahr 1976 gegangen. Nun stand der einstige Outcast zusammen mit dem Babelsberger Filmorchester auf der Bühne des Wiener Konzerthauses. Da musste sich Gold vor Rührung schon ein wenig die Augen reiben. Und dann noch die beseligende Erinnerung an die schönen Sommernächte in Berlin, als die Truppe völlig zugekifft, unendlich oft um die Siegessäule gefahren ist und sich, so die Erinnerung von Gold, schön langsam in den Himmel über Berlin hinaufgeschraubt hat.