Die voranschreitende Digitalisierung birgt große Potenziale im Gesundheitssektor. Um diese zu erschließen, bedarf es interdisziplinär geschulter Experten und Expertinnen.
Aktuelle und vollständige Informationen zum Gesundheitszustand eines Patienten sind die Voraussetzung für eine optimale Versorgung. Dabei müssen viele Daten, etwa zu Vorerkrankungen, zur aktuellen Medikation oder zu laufenden Therapien, zusammengeführt werden, auch wenn diese oft nur verteilt vorliegen. Solche Herausforderungen zu lösen, lernt man am Umit Tirol. Dort wird seit 2017 Health Information Management angeboten – als Masterstudium oder Universitätslehrgang. „Im Studium geht es vor allem darum, wie wir moderne digitale Lösungen im Gesundheitswesen einsetzen können, sodass die Patientenversorgung effizient und qualitativ hochwertig erfolgen kann“, sagt Institutsleiterin Elske Ammenwerth. Viele Herausforderungen in der Digitalisierung im Gesundheitswesen könnten nur interdisziplinär gelöst werden, dementsprechend vielfältig sind auch die Berufsgruppen der bisherigen Teilnehmenden: Die Bandbreite reicht von Medizinern über Medizinische Dokumentare und Labortechniker hin zu Krankenhausmanagern.
Rascher Know-how-Transfer
„Viele der Absolventen bleiben in ihrem angestammten Beruf, übernehmen aber dort – oft während des Studiums – neue verantwortliche Aufgaben, etwa in Digitalisierungsprojekten oder im strategischen Management“, sagt Ammenwerth. „Personen mit einem Hintergrund in der direkten Patientenversorgung, wie Ärzte oder Pflegefachpersonen, fungieren nach erfolgter Ausbildung quasi als Brückenbauer an der Schnittstelle zwischen Anwendung/Klinik auf der einen und Technik/Informatik auf der anderen Seite.“
Auf die konkrete technische Umsetzung fokussiert das Masterstudium Digital Healthcare an der FH St. Pölten. „Die voranschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen, die nicht erst seit der Coronapandemie an Bedeutung gewonnen hat, findet ein prominentes Beispiel in der Teletherapie“, nennt Andreas Jakl, Dozent am Department Medien und Digitale Technologien der FH St. Pölten, eine Anwendung. Es gebe jedoch zahlreiche weitere Herausforderungen. „Oft handelt es sich um kleine Services oder um Schnittstellen, die Menschen helfen sollen“, erklärt er und nennt als Beispiel das Studierenden-Projekt „MirReha“, bei dem ein intelligenter Spiegel für das Badezimmer entwickelt wurde, der speziell für Parkinson-Patienten angeleitete Übungen ermöglicht. Solche Lösungen erforderten ein grundlegendes Verständnis sowohl für Technik als auch für den Gesundheitssektor, welches in dieser Form selten vermittelt werde. Das Digital-Healthcare-Masterstudium stehe daher den Absolventen mit Bachelorabschluss in beiden Fachrichtungen offen. Zunächst erwerben die Studierenden grundlegende Kenntnisse in den komplementären Bereichen. „Der Fokus liegt aber stets darauf, eine gemeinsame Fachsprache zu entwickeln“, erklärt Jakl den interdisziplinären Ansatz. Schließlich sollen die Absolventen am Ende des Studiums die Brücke zwischen Technik und Gesundheit bilden. Einer der Schlüsselaspekte sei es dabei, Technik richtig zu vermitteln: „Die Akzeptanz einer Gesundheitstechnologie hängt nicht nur von ihrer Machbarkeit ab, sondern auch davon, wie verständlich sie für die Anwender ist.“ Gerade deshalb sei eben die Verbindung von Technologie und Gesundheitswissen entscheidend, um neue Chancen im medizinischen IT-Bereich zu identifizieren.
Reine Online-Ausbildungen
Den zeitlichen Bedürfnissen der meist im Berufsleben stehenden Zielgruppe entsprechend gibt es neben den berufsbegleitenden Ausbildungen auch reine Online-Angebote. Die FH des BFI Wien bietet beispielsweise einen MBA an, der technologische Kompetenzen sowie auch ein Verständnis für die Funktionslogik des Gesundheitswesens und die Prozesse der digitalen Transformation vermittelt. Und auch an der Mobile University können Teilnehmende im Digital-Health-Management-Bereich in sechs Monaten über Möglichkeiten der Digitalisierung zur besseren Patientenversorgung und zur Entlastung der Beschäftigten im Gesundheitswesen lernen.
Information
Umit Tirol: Health Information Management; Master & Universitätslehrgang; www.umittirol.at
FH St. Pölten: Digital Health Care; Master; www.fhstp.ac.at
FH des BFI Wien: Gesundheitsmanagement & Digital Health; MBA (Fernstudium); www.fh-vie.ac.at
Mobile University: Digital Health Management; Master & Zertifikatslehrgang (Fernstudium); www.mobile-university.de