Literatur

Die letzte Zeugin klärt uns auf

Ist auch Regisseurin und Schauspielerin: Anne Berest, geboren 1979, lebt in Paris.
Ist auch Regisseurin und Schauspielerin: Anne Berest, geboren 1979, lebt in Paris. Foto: JF PAGA
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Eine Ansichtskarte ohne Absender wirft plötzlich Licht auf eine dramatische Familiengeschichte, denn darauf zu lesen sind die Namen vierer in Auschwitz ermordeter Familienmitglieder. Anne Berests „Die Postkarte“ verschlägt einem den Atem.

Gleich zu Beginn sorgt die Zustellung einer Ansichtskarte für eine unerhörte Begebenheit ganz im goetheschen Sinne. Das Korrespondenzstück zeigt auf der Bildseite eine Aufnahme der Opéra Garnier und beinhaltet im Mitteilungsfeld vier Namen in holpriger Handschrift: Ephraim, Emma, Noémie und Jacques. Mehr nicht. Lélia, die Empfängerin, fragt sich, wer ihr „so eine schreckliche Karte“ schickt. Der Schock ist groß, handelt es sich bei den genannten Personen doch um die Eltern sowie um die beiden Geschwister ihrer Mutter Myriam, die alle vier 1942 in Auschwitz ermordet wurden – vor mehr als 60 Jahren. Die beim Pariser Postamt Louvre aufgegebene Karte trägt einen Stempel vom 4. Jänner 2003.

Schicksal der Angehörigen


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