Die neue Aktie notierte zum Start schlechter als erwartet. Dennoch zeigt sich die Telekom zufrieden und verweist auf den höheren Marktwert.
Es ist – nach der Austriacard Holding – der zweite Börsengang (IPO) des Jahres an der Wiener Börse gewesen. Am Freitag debütierte das von der A1 Telekom Austria abgespaltene Funkturmgeschäft Eurotelesites. Aktionäre der Telekom Austria bekamen für je vier Aktien eine Eurotelesites-Aktie in ihrem Depot dazu. Durch die Abspaltung verliert A1 mit einem Schlag eine Milliarde Euro Schulden, welche die Eurotelesites übernimmt.
Anleger nahmen das neue Papier verhalten an. Kurz nach Handelsbeginn startete die Aktie mit 4,31 Euro. Damit lag dieser erste angenommene Preis mit minus 13 Prozent deutlich unter dem am Vortag bekannt gegebenen Referenzpreis von 4,95 Euro. Die Preisfindung ist bei solchen Abspaltungen herausfordernd, denn nicht alle Telekom-Austria-Aktionäre wollen auch eine Eurotelesites-Aktie in ihrem Depot haben. Und nicht alle Telekom-Austria-Aktionäre halten eine Aktienanzahl, die sich durch vier teilen lässt. Übrige Eurotelesites-Papiere wollen ebenso neue Eigentümer finden. Bis zum späten Nachmittag stieg der Preis auf 4,8 Euro pro Stück. Damit lohnte sich die Abspaltung für die Anleger noch nicht.

1000 neue Masten geplant
Mit einem Umsatz von 232 Mio. Euro und einem operativen Gewinn von 127 Mio. Euro war Eurotelesites 2022 aber schon hoch profitabel. Das Unternehmen betreibt mit 170 Beschäftigten in Österreich, Kroatien, Serbien, Slowenien, Bulgarien und Nordmazedonien 13.200 Mobilfunkmasten. Vorerst wolle die Firma das Geschäft nicht auf weitere Länder ausdehnen. Mit dem Bau neuer Funkmasten wolle die Firma das Wachstum aber vorantreiben, wie der neue Finanzchef Lars Mosdorf beim Debüt sagte. Einen Ausblick für das restliche Jahr werde es nicht geben, er kündigt aber Wachstumspläne von vier bis sechs Prozent „über die nächsten Jahre“ an. Die eine Milliarde Euro Schulden von der A1 will das neue Unternehmen in den nächsten vier Jahren auf „ein branchenübliches Maß“ reduzieren.
Eurotelesites-Chef Ivo Ivanovski sieht „großes Wachstumspotenzial“ für das Geschäft mit Infrastruktur – vor allem in den ländlichen Gebieten in Österreich. Den Großteil der Umsätze will er vorerst im Inland generieren. Wachstum sieht er aber auch in Serbien, wo die 5G-Technologie erst startet. Dort ortet er bald infrastrukturellen Bedarf. Generell ist er vom starken Wachstum des Datenvolumens und der Notwendigkeit, die Mobilfunknetze zu verdichten, überzeugt, denn die Menge der Datenströme nimmt jährlich zu. Bis jetzt sind 1000 neue Standorte für Masten geplant, die quer über das Geschäftsgebiet geplant sind.
Telekom folgt Trend
Der Großteil des Funkturmunternehmens hält das mexikanischen Telekommunikationsunternehmen des Milliardärs Carlos Slim, América Móvil, mit 56,6 Prozent. 28,4 gehören der Österreichischen Beteiligungs AG (ÖBAG) und 15 Prozent sind im Streubesitz, wovon neun Prozent auf institutionelle Anleger und die übrigen sechs Prozent auf Kleinanleger entfallen. Eine Dividende soll es in den ersten vier Jahren nicht geben, heißt es von Eurotelesites.
Mit der Auslagerung der Funkmasten folgt die Telekom einem Trend in der Branche: „In der Telekombranche findet seit Längerem eine Neuaufstellung im Bereich der Mobilfunktürme statt“, sagt die Telekom-Analystin Bettina Deuscher der Landesbank Baden-Württemberg. Es gebe viele Optionen für die Strukturierung. „Die Telekom Austria beabsichtigt vor allem, das Management der Funktürme zu optimieren und sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Gleichzeitig wird mit der angestrebten besseren Nutzung der Funktürme die Effizienz erhöht.“ Für den eigenen Netzbetrieb hat sich die A1 den langfristigen Zugang zu den Funkturmmasten vertraglich gesichert.
Trotz des diskreten Starts wurde beim Börsendebüt auf die enorm positive Performance seit Ankündigung des Eurotelesites-IPO am 6. Februar 2023 verwiesen. Die Marktkapitalisierung kletterte in diesem Zeitraum von 4,1 auf 5,1 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Auch Papiere von anderen großen Telekomunternehmen in Europa legten seit Jahresbeginn deutlich zu. Im Tagesverlauf gab die Aktie der Telekom um rund 3,7 Prozent nach.
EuroTeleSites auf einen Blick
Das Unternehmen EuroTeleSites ist die Abspaltung des Funkturm-Geschäfts der A1 Telekom Austria Group. Haupteigentümer sind América Móvil (56,6 Prozent) und die ÖBAG (28,4 Prozent). Derzeit umfasst das Portfolio 13.200 Mobilfunkmasten. Hauptsitz des Unternehmens ist in Wien und das Geschäftsgebiet erstreckt sich über sechs Länder in Mittel- und Osteuropa. A1 hält einen langfristigen Vertrag und plant die Infrastruktur 3 Mal 8 Jahre mit automatischer Verlängerung zu nutzen.