In seiner Heimat Südafrika ist Siya Kolisi eine Ikone. Über den Werdegang und die Strahlkraft eines geborenen Anführers, dessen Spuren weit über den Sport hinaus in ganz Afrika zu sehen sind. Die „Springboks“ werden gefeiert – sie transportieren den Geist von Nelson Mandela.
Niemand geringerer als Roger Federer, 20-facher Grand-Slam-Sieger und langjährige Nummer eins der Tenniswelt, richtete eine Videobotschaft an Siya Kolisi. „Ich wünsche dir alles Gute für die Weltmeisterschaft“, sagte der Schweizer – und fügte schmunzelnd an: „Ich erinnere mich noch gut daran, dein Taxifahrer in der Schweiz gewesen zu sein. Ich hoffe, wir können das wiederholen.“
2021 hatte Federer den Rugbyspieler aus Südafrika durch Zürich geführt, nachdem sich beide im Jahr zuvor bei einem Charity-Tennisturnier in Kolisis Heimatland kennengelernt hatten (auch Federers Mutter stammt aus Südafrika). Damals bezeichnete der Tennis- den Rugbystar als „eine sehr inspirierende Person für den gesamten afrikanischen Kontinent“. Sein Einfluss sei noch weitaus größer, als es etwa jener von Federers Foundation, die in der Region des südlichen Afrikas Bildungsprojekte sowie laut Eigenaussage 2,4 Millionen Kinder unterstützt. Doch wer ist Kolisi, dessen persönliche Geschichte Federer als „so beeindruckend“ beschreibt?
Trainings mit Ziegelsteinen
Siya Kolisi wurde in der Nähe von Gqeberha (bis 2021 Port Elizabeth) geboren und wuchs in schwierigen und ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Mutter hatte ihn sehr jung bekommen, sein Vater war oft abwesend. Aufgezogen wurde Kolisi hauptsächlich von seiner als Putzfrau arbeitenden Großmutter, die in seinen Armen starb, als er ein Teenager war. Tägliches Essen war keine Selbstverständlichkeit. Trost fand der heute 1,88 Meter große und 105 Kilogramm schwere Mann im Rugby – wenngleich er zu Beginn noch mit einem Ziegelstein trainieren musste.