Schauspielhaus Graz

Frauenmord im Sturm und Drang

Lebenslust? Bald ist Amalie tot: Marielle Layher spielt die junge Geliebte des mörderischen Barons.
Lebenslust? Bald ist Amalie tot: Marielle Layher spielt die junge Geliebte des mörderischen Barons.Lex Karelly
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245 Jahre schlummerte ein Trauerspiel von Christiane Karoline Schlegel auf Papier. Nun hat es Anne Lenk zur Uraufführung in Graz erfolgreich wach gekriegt.

Gut situierter Mann, der vor allem auf Kosten seiner Frau lebt, fängt ein Verhältnis mit einer Jüngeren an. Ungeniert. Sein Umfeld wendet sich gegen ihn. Da ersticht er in mörderischer Leidenschaft, wegen lächerlicher Ehrbegriffe die Geliebte, dann sich selbst. Leider ist dieser Stoff hoch aktuell. Der Feminzid, dessen Entwicklung Christiane Karoline Schlegel in schmerzhaften Wiederholungsmustern zeigt, findet jedoch in einem 245 Jahre alten Stück statt, das damals offenbar keine Chance hatte, auf einer Bühne gespielt zu werden.

Die Autorin, Frau eines Pastors in Dresden, wurde 1739 geboren, zwischen Lessing und Goethe also. Ihr Stück „Düval und Charmille“, das durch einen Kriminalfall in ihrer Stadt 1777 angeregt wurde, hätte exakt hineingepasst in die Zeit des Bürgerlichen Trauerspiels, als frühe feministische Auflehnung in der vorrevolutionären Stimmung von Sturm und Drang. Doch die Kritik am Text, durch Männer, die damals die Literatur bestimmten, war vernichtend. So musste man/frau also noch lange Geduld haben, bis Schlegels Drama uraufgeführt wurde.


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