Manche Eltern machen es sich zu leicht.
Seit öffentlich über den Klimawandel geredet wird, hört man in regelmäßigen Abständen auch von ihnen: Den jungen Menschen, die sich gegen Kinder entscheiden, des Klimas wegen. Manche aus einer (durchaus zu hinterfragenden) Motivation, so CO² einzusparen. Andere, ich vermute weit mehr, deswegen, weil sie sich Sorgen machen.
Diese Sorge kann ich nachvollziehen, denn ich stelle mir die Frage selbst manchmal: Soll man Kinder in eine Welt setzen, die sich nach jetzigem Stand um über drei Grad erwärmen wird? Mit Sommern, die an vielen Orten so heiß sind, dass hinausgehen tödlich ist, Extremwetterereignissen, die die diesjährigen an Heftigkeit um ein vielfaches übersteigen werden? Mit steigender Wasser- und Lebensmittelknappheit, Dürren und noch mehr Hungersnöte und Kriege in vielen Ecken der Erde? (Das sind übrigens keine Untergangsutopien, sondern anerkannte Prognosen.)
Natürlich ist dies eine höchstpersönliche Frage, die jede nur für sich beantworten kann und soll. Neulich habe ich dennoch wieder einmal mit Freunden darüber geredet, und da fiel erneut dieser Satz: Irgendwer muss das Klima ja richten. Wer, wenn nicht unsere Kinder? Damit machen es sich viele Eltern aber ganz schön leicht. Ja, Kinder, haben das Thema überhaupt erst aufs politische Tapet gebracht. Doch wann kommt die Zeit, wenn deren Interessen von (mehr) Erwachsenen unterstützt werden? Zumal es dann, wenn die Kinder alt und vor allem einflussreich genug sind, vielleicht schon zu spät ist, um das Klima zu stabiliseren?
Dass die Kinder darauf wohl noch warten müssen, zeigt ein Bild aus Straßburg recht gut. Dort wurde am Mittwoch vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof die Klage von sechs Kindern und Jugendliche verhandelt. Sie werfen 32 europäischen Ländern, auch Österreich, vor, die Klimakrise verschärft und ihre Zukunft gefährdet zu haben. Ihnen (bzw. ihren sechs Anwälten) gegenüber: 80 Anwälte der beklagten Regierungen. Natürlich Erwachsene.
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