Teuerung

Mit Billigwurst gegen die Inflation

Milanfoto
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Mit Preissenkungen für Grundnahrungsmittel läuten Regierungen in Serbien und Kroatien den Vorwahlkampf ein. Ökonomen sehen die populistischen Aktionen skeptisch.

Belgrad/Zagreb. Als selbst erklärter Vorkämpfer gegen die Teuerungswelle sucht Serbiens nationalpopulistischer Staatschef Aleksandar Vučić  wieder einmal das Rampenlicht. Demonstrativ fischte der Landesvater erst kürzlich auf einer Pressekonferenz von der Fleischwurst über Joghurt bis zum Geschirrspülmittel 20 Billigprodukte aus einem Einkaufskorb, um mit der detaillierten Nennung der Preisnachlässe für die Regierungsaktion „Bessere Preise“ die Werbetrommel zu schlagen. Man muss sich ja auch selbst gut verkaufen und Dinge veranschaulichen: Im erklärten Kampf gegen die Inflation hat Belgrad mit dem Einzelhandel immerhin ermäßigte Preise für ausgesuchte Grundnahrungsmittel vereinbart.

Die in den unabhängigen Medien geäußerten Zweifel an der Qualität der von Vučić angepriesenen Fleischwurst für 260 Dinar (2,22 Euro) pro Kilo konterte der umtriebige Präsident hernach gar mit einem persönlichen Vorkoster-Einsatz: Gemeinsam mit Finanzminister Sinisa Mali und Handelsminister Tomislav Momirovic ließ sich Vučić also beim genüsslichen Verzehr eines mit Mayonnaise bestrichenen und mit Billigwurst belegten Brots filmen.

„Wir sind glücklich, unseren Bürgern zu helfen, das zu essen, was sie mögen“, verkündete der Präsident mit dem Billigsandwich in der Hand – und warf der heimischen Opposition erneut „Lügen“ vor.

Kroatien macht es nach

Was den gewieften Selbstvermarktern in Serbien recht, ist auch ihren Amtskollegen im benachbarten Kroatien billig. Den mit den dortigen Supermarktketten abgesprochenen Preisabsenkungen für 30 Produkte könnten Preisnachlässe für bis zu 1300 weitere Produkte folgen, deren Preise auf das Niveau vom 31. Dezember 2022 zurückgebracht werden sollen – den Tag vor der Einführung des Euro.

„Wir schützen diejenigen, die ein kleines Einkommen haben“, preist Kroatiens konservativer Premier seine Anstrengungen zur Preisbegrenzung.

Ökonomen in beiden Staaten bewerten das Wirken der staatlichen Preisbegrenzer trotz eifrigen Selbstlobs eher skeptisch. Kritiker in Kroatien beklagen die völlig intransparenten Verhandlungen Zagrebs mit den Einzelhandelsketten. Premier Plenković mime mit sozialistisch anmutenden Preisbegrenzungen zwar den Retter: Doch nach der sommerlichen Touristensaison würden in den Supermärkten ohnehin kräftig die Preise sinken.


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