Teuerung

Inflation sinkt im September wieder spürbar auf 6,1 Prozent

Der Anstieg der Preise beim Einkaufen war im September wieder etwas geringer.
Der Anstieg der Preise beim Einkaufen war im September wieder etwas geringer. Monika Skolimowska
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Nachdem der Abwärtstrend bei der Inflation im August kurz unterbrochen war, fiel der Preisanstieg im September wieder spürbar geringer aus. Da jedoch Dienstleistungen zunehmend zum Treiber der Preise werden, bleibt die sogenannte Kerninflation hoch. In anderen europäischen Ländern beeinflussen derzeit statistische Effekte die Inflation.

Die Inflationsrate lag im September in Österreich laut der am Freitag veröffentlichten Schnellschätzung der Statistik Austria bei 6,1 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Februar 2022. Vor allem die Haushaltsenergiepreise gingen zurück. Diese waren im Vorjahr noch ein wichtiger Inflationstreiber und wirken nun inflationsdämpfend. Auch bei Lebensmitteln habe der Preisdruck nachgelassen, so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg im August setzt die Inflationsrate somit ihren seit Jänner im Gange befindlichen Abwärtstrend (mit einem zweiten Rücksetzer im April) fort. Dass es im August mit der Teuerung wieder kurz aufwärts ging, hing vor allem mit teurerer Energie zusammen. So haben sich Gas und Fernwärme im Jahresvergleich deutlich verteuert gehabt, was auch von Rückgängen bei Treibstoffen oder Strom nicht ausgeglichen werden konnte.

Aufgrund dieser Volatilität im Energiebereich blicken die meisten Ökonomen und auch die EZB daher auf die Kerninflation. Aus dieser werden preisvolatile Produkte wie Energie oder Lebensmittel herausgerechnet. Und diese lag heuer im Juli erstmals über dem gesamten Verbraucherpreisindex. Grund dafür ist, dass inzwischen vor allem Dienstleistungen zum Treiber der Inflation wurden, wie auch die OeNB unlängst in einer Studie darstellte.

Dabei handelt es sich um sogenannte Zweitrundeneffekte. Die von den Energiepreisen induzierte hohe Inflation führte also zu starken Lohnsteigerungen, die nun die Dienstleistungspreise antreiben. Dieser Effekt könnte sich durch die heurige Lohnrunde, bei der die Metallergewerkschaften ein Plus von 11,6 Prozent fordern noch weiter verschärfen. Das Problem ist, dass diese Art der Teuerung wesentlich hartnäckiger sein dürfte als jene durch den externen Energiepreisschock.

Positive Nachrichten kommen auch von den Erzeugerpreisen, diese fielen im produzierenden Bereich im August 2023 um 2,4 Prozent. Neuwaren ab Fabrikstor wurden somit sogar geringfügig gegenüber dem Vorjahr billiger. Auch hier waren es vor allem die Energie (minus 9,5 Prozent) und Vorleistungsgüter (minus 3,7 Prozent), die zu dem Preisrückgang führten. Der Erfahrung nach laufen die Erzeugerpreise den Verbraucherpreisen rund sechs Monate voraus. Es ist also zu erwarten, dass sich diese Rückgänge der Erzeugerpreise mittelfristig auch in der allgemeinen Inflationsrate niederschlagen.

Inflations-Rückgang auch in Deutschland

Auch in Deutschland ist die Inflationsrate im September deutlich zurückgegangen, wie die bereits am Donnerstag veröffentlichten Zahlen zeigten. Mit einem Wert von 4,5 Prozent lag die Teuerung in Österreichs nördlichem Nachbar so niedrig wie noch nie seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine und dem dadurch ausgelösten Beginn der Energiekrise im Februar 2022. Im August lag die Inflation in Deutschland noch bei 6,1 Prozent. Allerdings sorgte auch ein statistischer Effekt für deutliche Verbesserung. So wurden zwischen Juni und August 2022 sowohl Treibstoffe als auch der öffentliche Verkehr (Neun-Euro-Ticket) staatlich subventioniert. Diese künstliche Verbilligung sorgte im heurigen Sommer für einen statistisch stärkeren Anstieg der Inflation. Dieser ist nun bereinigt.

Dass es nicht überall bei der Inflation nach unten geht, zeigt justament Spanien. Auf der iberischen Halbinsel steig die Inflation von 2,4 Prozent auf 3,2 Prozent an. Grund waren teurere Kraftstoffe und Elektrizität. Das ist somit der dritte Anstieg der Teuerung in Spanien in Folgen, nachdem die Inflationsrate im Juni mit 1,6 Prozent ihren Tiefststand erreicht hat. Auch in Spanien dürfte hier im Hintergrund ein statistischer Effekt wirken. So wurden im Vorjahr die Stromkosten im Warenkorb der spanischen Statistiker nur mit dem sogenannten regulierten Tarif einberechnet. Dieser hängt sehr nahe am Spotpreis und stieg 2022 daher sehr schnell und stark an. Das führte dazu, dass die Inflationsrate in Spanien im Frühjahr des Vorjahres stärker stieg als in den meisten anderen EU-Ländern.

Statistische Effekte in Spanien

Heuer hatte dies jedoch den umgekehrten Effekt, da die Basis aus 2022 höher war, fiel der Anstieg im Frühjahr geringer aus. Auch die sinkenden Spotpreise machten sich in der Folge wesentlich stärker bemerkbar als in anderen Ländern. Spanien wurde aufgrund dieser niedrigen Werte daher europaweit – und auch in Österreich – als Vorreiter für den Kampf gegen die Inflation angesehen.

Allerdings zahlen nur etwa 40 Prozent der spanischen Haushalte und 70 Prozent der Unternehmen diesen regulierten Tarif. Der Rest hat, ähnlich wie hierzulande, langfristige Verträge, bei denen sich die Preise nur langsam ändern. Seit Anfang dieses Jahres werden diese langfristigen Verträge jedoch auch in die Inflationsberechnung hineingenommen. Dass hier nun zwei unterschiedliche Werte miteinander verglichen werden, dürfte ein Mitgrund sein, dass die Inflationsrate in Spanien im Juni so außerordentlich niedrig war, nun jedoch entgegen des europäischen Trends wieder ansteigt.


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