Umfrage

Jobsuche: Wo bleibt die Bescheidenheit der Jungen?

Karriereplanung ist für die meisten Studierenden ein relevantes Thema.
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Die Mehrheit der Berufsanfänger hat zwar noch keinen Karriereweg vor Augen, aber dafür schon viel Selbstbewusstsein in der Tasche.

Über die Generation Z, also zwischen 1995 und 2010 Geborene, hört man von heimischen Personalverantwortlichen so einiges. Sie fordern eine ausgewogene Balance zwischen Freizeit und Beruf, viele Gestaltungs- und Entwicklungschancen sowie Flexibilität. Anforderungen, denen Arbeitgeber aktuell auch nachkommen müssen, um auf dem Markt attraktiv zu bleiben. Anderenfalls wird es schwer, gute Talente zu finden und zu halten. Doch wirtschaftliche Zusammenarbeit funktioniert nach dem Geben-und-nehmen-Prinzip. Was bringen die eigenverantwortlichen Jungen also mit?

Kenntnisse, die oft überschätzt werden. Das zeigt zumindest ein Barometer, für das die Karriereplattform JobTeaser rund 1000 Studierende und Berufsanfänger sowie 700 Personalverantwortliche in Deutschland befragt hat. Die Nachwuchstalente würden bereits wissen, „was sie wert sind“, sich dabei aber doch oft überschätzen. Sowohl bezüglich der zu erwartenden Jobs und Aufgaben (38 Prozent) als auch bei der Einschätzung der eigenen beruflichen Stärken und Schwächen (48 Prozent) sehen die Personalverantwortlichen noch einige Defizite bei den jungen Bewerbern.

„So einfach ist es leider nicht“

Darüber weiß die Gen Z auch Bescheid – und stellt selbst dahingehend klare Anforderungen: So wollen 79 Prozent der Interessierten mehr Vorabinformationen über relevante Jobs, mehr Austausch mit anderen Berufstätigen (78 Prozent) und mehr Tipps für den Bewerbungsprozess (74 Prozent). Zumindest, wenn man der Umfrage Glauben schenkt.

„Angesichts des Arbeits- und Fachkräftemangels müsste der Berufseinstieg der jungen Talente eigentlich mühelos vonstatten gehen. Doch so einfach ist es leider nicht. Denn trotz konjunktureller Verunsicherung ist der Bedarf an Fach- und Nachwuchskräften hoch und zueinander zu finden offenbar schwierig“, sagt JobTeaser-Geschäftsführer Adrien Ledoux dazu.

Paradox: Wechselbereitschaft trotz Unsicherheit

Insgesamt herrscht viel Unsicherheit unter den Jungen, wenn es um ihre Jobaussichten geht. So geben zwei Drittel der Studierenden an, sich um ihre berufliche Zukunft zu sorgen. Fast die Hälfte fürchtet, ihr Leben nicht finanzieren zu können. Und 72 Prozent haben noch keinen klaren Karriereweg vor Augen. Trotz dieser Unsicherheiten blickt die Mehrheit der Studierenden (80 Prozent) und der Berufsanfänger (88 Prozent) überraschend optimistisch in die berufliche Zukunft.

Wenig überraschend ist hingegen, dass die wirtschaftliche Unsicherheit die Karriereplanung der Gen Z prägt. Ein Viertel der Studierenden und ein Drittel der Berufsanfängerinnen haben höhere Erwartungen an ihre Karriereplanung, die meisten davon wollen ein hohes (Einstiegs)-Gehalt.

Doch die anspruchsvolle Karriereplanung findet immer öfter ohne die Unternehmen statt: So plant ein gutes Drittel, den aktuellen Arbeitsplatz innerhalb des nächsten Jahres zu verlassen. Als Gründe für den angepeilten Jobwechsel nennen sie vor allem ein besseres Gehalt (54 Prozent), eine bessere Work-Life-Balance (41 Prozent) und mehr Flexibilität bei Remotearbeit.

Befristeter Vertrag wird zur Nebensache

Angesichts des Fach- und Nachwuchskräftemangels ist die Gen Z im Vorteil: Jedes zweite Vorstellungsgespräch führe zu einem Stellenangebot. Für die Personalverantwortlichen sei es hingegen schwierig, überhaupt junge Bewerber zu finden. 46 Prozent finden es trotz konjunktureller Schwäche der deutschen Wirtschaft sogar noch schwieriger als im Vorjahr.

Zudem gelte es zu beachten, dass nur noch die Hälfte der Studierenden einen unbefristeten Vertrag für sehr wichtig hält. Noch im letzten Karrierebarometer vom Vorjahr sei dies für drei Viertel wichtig bis sehr wichtig gewesen. Außerdem sehen sich nur noch 20 Prozent in Konzernen mit mehr als 500 Mitarbeitenden. Etablierte Unternehmen würden aber weiterhin den Vorzug gegenüber Start-ups genießen. „Inzwischen ist die Verunsicherung der Gen Z, die wir noch im letzten Karrierebarometer messen konnten, einer neuen Selbstsicherheit gewichen“, fügt Ledoux hinzu. „Das Bewusstsein, gebraucht zu werden und die Auswahl zu haben, ist bei den jungen Talenten angekommen.“ (ere)


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