Kommentar

Gefahr für Andreas Babler: Michael Ludwig macht jetzt auf Hans Peter Doskozil

Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig mit seinem Team beim Donauinselfest, hinter ihm SPÖ-Bundesparteichef Andreas Babler
Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig mit seinem Team beim Donauinselfest, hinter ihm SPÖ-Bundesparteichef Andreas BablerAPA / Florian Wieser
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Der mächtigste Landeschef der SPÖ, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, will ab dem Parteitag im November nicht mehr in den höchsten Gremien der Bundes-SPÖ sitzen. Ein Misstrauensvotum für Parteivorsitzenden Andreas Babler.

Ja, ja, wir wissen schon. Die Entscheidung habe gar nichts mit der neuen SPÖ-Führung im Bund zu tun. Heißt es aus der Wiener SPÖ. Fällt in die absolut ärgerliche Kategorie, jemanden für dumm verkaufen zu wollen.

Denn selbstverständlich ist die Entscheidung Michael Ludwigs, beim nächsten SPÖ-Bundesparteitag nicht mehr für Präsidium und Vorstand zu kandidieren, ausschließlich als Reaktion auf die bisherige Performance der Bundespartei unter Vorsitzendem Andreas Babler zu sehen. Wenn die „Begründung“ der SPÖ wahr sein sollte, dass sich der Wiener Bürgermeister voll auf die Wahl im Herbst, nicht 2023, nicht 2024, sondern im Jahr 2025 (!) zu konzentrieren hat, dann dürfte in den Bundesgremien gar kein Spitzenvertreter der SPÖ mehr sitzen. Wahlen finden, wie die gesicherte Erfahrung lehrt, ja immer wieder irgendwo einmal statt.

Auch wenn es Michael Ludwig und die Seinen schmerzen mag, die Hans Peter Doskozils Fernbleiben bei den Sitzungen noch unter der damaligen Parteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner heftig kritisiert hatten: Er folgt jetzt genau diesem Weg des burgenländischen Landeshauptmanns. Da helfen alle Beteuerungen nichts, die Wiener Partei werde auch in Zukunft ohnedies mit mehreren Funktionären in den Bundesgremien vertreten sein.

Wien koppelt sich von Bundes-SPÖ ab

Die Abkehr des Wiener Bürgermeisters bedeutet wenig Gutes für Parteichef Andreas Babler. Öffentliche Treue-Schwüre können daran nichts ändern. Die Wiener SPÖ steht ganz offensichtlich der neuen Bundes-Führung mit gehöriger Distanz gegenüber. Oder, weniger diplomatisch formuliert: Michael Ludwigs Weigerung, den Gremien anzugehören, muss als ein Akt des Misstrauens interpretiert werden. Und des Versuches, sich als Wiener Partei vom Bund möglichst weit zu entkoppeln.

Nur nicht anstreifen an eine Babler-SPÖ könnte die Devise lauten. Der die mitgliederstärkste Landespartei keinen Erfolg zutraut. Michael Ludwig als langjähriger gewiefter SPÖ-Hardcore-Insider muss es ja wissen.

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