Mein Donnerstag

Fragen Sie nicht die Journalisten!

Es gibt einen Grund, warum Journalisten die Fragen stellen und nicht umgekehrt.
Es gibt einen Grund, warum Journalisten die Fragen stellen und nicht umgekehrt.Christoph Soeder
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Wer berufsbedingt nach Problemen sucht, hat nicht unbedingt die besten Antworten.

Am Dienstag habe ich eine Person zum Interview getroffen. Das ist alles andere als außergewöhnlich. Erzählen möchte ich das, was danach passierte. Die Person, sie ist recht prominent und setzt sich stark fürs Klima ein (mehr über sie erfährt man dann nächsten Mittwoch in einer Sonderausgabe, die ich schon jetzt sehr ans Herz legen darf) stellte mir, als das Interview zu Ende war, selbst eine Frage: „Glaubst du, dass wir das mit dem Klima noch hinkriegen?“

Die Frage geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Oder besser gesagt wirkt die Antwort nach, die ich fast nicht wagte, auszusprechen, weil sie mich so deprimierte: Nein, mit all den wissenschaftlichen Erkenntnissen, die wir bereits haben, und die immer düsterer werden; mit einer Regierung, die sich plötzlich nicht mehr auf einen Gasausstieg einigen kann, auf den man sich schon längst verständigt hatte; mit Politikerinnen, die sich in Machtkämpfen verlieren, anstatt Verkehrsvorhaben umzusetzen, die eigentlich alle befürworten; mit Unternehmen, die Probleme zwar erkennen, aber wenig dagegen tun wollen. Mit dieser Liste an Dingen, die man ewig weiterführen könnte, wird es immer unwahrscheinlicher, dass wir „das mit dem Klima noch hinkriegen“ (zumindest bevor erreichte Kipppunkte es in eine unaufhaltbare Abwärtsspirale versetzen).    

Ein bisschen unfair war das mit der Frage dann aber doch. Es gibt schließlich einen Grund, warum Journalistinnen und Journalisten die Fragen stellen und nicht umgekehrt. Sie schauen meist zuallererst dorthin, wo es Probleme gibt, wo etwas nicht funktioniert. Und sie suchen Antworten. Bei anderen!

Um beim Klima nicht die Hoffnung zu verlieren, sollte man andere fragen. Jene, die wissen, wie es gehen kann und optimistisch sind. Ja, es gibt sie noch.

E-Mails: teresa.wirth@diepresse.com


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