Favoriten.

Supergrätzl in Favoriten, jetzt aber wirklich

Straßen zum Leben, nicht zum Durchfahren, soll das neue Supergrätzl liefern.
Straßen zum Leben, nicht zum Durchfahren, soll das neue Supergrätzl liefern.Fabry
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Nach Startschwierigkeiten wird das Projekt zur Verkehrsberuhigung in den kommenden zwei Jahren umgesetzt.

Wien. Die Mühlen der Stadt mahlen manchmal langsam, das ist nicht unbedingt neu. Wie lang es beim ersten Wiener Supergrätzl dauerte, war aber selbst den Stadtvertretern zu schleppend, wie sie beim Spatenstich für den Beginn der Bauarbeiten am Freitag mehrmals durchblicken ließen.

„Es war nicht so einfach, wie wir uns das vorgestellt hatten“, sagte Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) vor der Mittelschule in der Herzgasse in Favoriten, wo mit einer Fußgängerzone das Zentrum des Verkehrsberuhigungsprojekts verläuft. Vorgestellt wurde es vor zwei Jahren, bis Herbst 2024 soll der erste Bauabschnitt, ein Jahr darauf das gesamte Projekt fertiggestellt sein.

Das Projekt, für dessen ersten Bauabschnitt fünf Millionen Euro veranschlagt wurden, sei „völliges Neuland“ gewesen, so Sima, schließlich handelt es sich auch um das erste seiner Art in Wien. Das Konzept hat vor allem in Barcelona Erfolge gefeiert – als Antwort auf die Klimakrise in Städten. Dabei werden Häuserblocks in dicht bebauten Stadtvierteln zusammengefasst und das Gebiet massiv verkehrsberuhigt, Straßensperren und Fußgängerzonen errichtet und Parkplätze reduziert. Der entstandene Platz wird begrünt und attraktiviert.

Schon im Sommer 2022 wurden in Favoriten also Einbahnen umgedreht, mit Bodenmarkierungen die Neugestaltungen simuliert und Straßendurchfahrten mit Pollern gesperrt. Bloß dass die Markierungen und die spärlichen Poller nicht beachtet und von Autolenkern umfahren wurden. Anrainer und grüne Opposition befürchteten eine Alibi-Aktion der Stadt, um das Konzept wieder in der Schublade verschwinden zu lassen (die „Presse“ berichtete).

Zurück zum Start

Nach Startschwierigkeiten habe man den ursprünglichen Plan umgeworfen und „völlig neu angefangen“, sagte Sima. „Wir haben gesehen, dass Bodenmarkierungen nicht reichen.“ Und man wollte dann doch viel mehr Grünraum (geplant sind nun 60 neue Bäume), Wasserspiele und Beschattungen – und so dem Wunsch vieler Anrainer nachkommen. Dieser habe sich durch die letzten beiden Hitzesommer bei Befragungen vor Ort noch stärker herauskristallisiert.

Statt den Pollern haben mittlerweile ausrangierte Beton-Mistkübel von der Donauinsel einen neuen Zweck als Straßensperren gefunden. Auch sie werden bepflanzt, wenn es nach dem Bezirk geht am besten von Privatinitiativen, damit sich die Anrainer mit dem neuen Grätzl noch stärker identifizieren.

Visualisierung des fertigen Supergrätzls
Visualisierung des fertigen Supergrätzls

Manchmal sei es „gut, wenn Projekte länger dauern“, sagte Selma Arapović, Sprecherin für Stadterneuerung der Neos. So hätte die Bevölkerung Zeit, sich damit anzufreunden, um dann auch die lange Umbauphase in Kauf zu nehmen.

Jedenfalls sei es ein „wichtiger Lernprozess“ gewesen, so Arapović. Schließlich soll das Supergrätzl Favoriten als Blaupause für künftige Projekte in anderen Bezirken fungieren. Einige hätten bereits Interesse bekundet, so Sima. Auch wenn es noch keine konkreten Pläne für weitere gebe, beteuerte Sima: „Es wird sicher nicht das letzte Supergrätzl sein.“


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