Interessenvertretungen

Die jungen Sozialpartner sind keine Rebellen

Richard Tiefenbacher (Gewerkschaftsjugend) und Bettina Pauschenwein (Junge Wirtschaft).
Richard Tiefenbacher (Gewerkschaftsjugend) und Bettina Pauschenwein (Junge Wirtschaft).Fabry
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In den österreichischen Interessenvertretungen wächst die nächste Generation heran. Inhaltlich wie rhetorisch trennt sie aber nur wenig von den aktuellen Spitzen.

Richard Tiefenbacher ist 25 Jahre alt und weiß jetzt schon, dass seine Zukunft in der Gewerkschaft liegt. Seit sechs Jahren ist er „hauptberuflich im Gewerkschaftsdienst“, sagt er im Gespräch mit der „Presse“. Im Mai 2022 wurde er zum Vorsitzenden der Österreichischen Gewerkschaftsjugend gewählt. Tiefenbacher lernte Bürokaufmann bei der Gemeinde Wien, für die Gewerkschaftsarbeit ist er mittlerweile dienstfrei gestellt. 

Wobei ihn sein erster Kontakt mit der Arbeitnehmervertretung – ein Vortrag – nicht überzeugte, sagt Tiefenbacher. „Ich dachte mir, das klingt nicht sehr ansprechend.“ Aber eine Freundin überredete ihn, und er fing Feuer. Seine Motivation sei, mitzubestimmen. „Ich möchte da niemand Obergescheiten sitzen haben, der über meinen Leben bestimmt, und ich habe keine Mitsprache.“ Und, wie es sich für einen Gewerkschafter gehört: „Ich will meine Stimme heben für die Menschen, die nicht mitbestimmen können und die zu schwach sind. Denn die Starken können sich eh selbst vertreten.“

Richard Tiefenbacher ist 25 Jahre alt, aber rhetorisch und inhaltlich trennt ihn wenig von eingesessenen Gewerkschaftergranden wie ÖGB-Boss Wolfgang Katzian. Bei seiner Wahl zum obersten Jugendvertreter im Gewerkschaftsbund (ÖGB) vor einem Jahr sagte Tiefenbacher: „Wir sind vielleicht eine Bewegung, die manchen in der Wirtschaft ein Dorn im Auge ist, aber wir sind vor allem die Bewegung, die junge Hackler verdienen. Wir kämpfen für gerechtere Arbeitsbedingungen, faire Einkommen, Chancengleichheit und einen gesunden Planeten.“ Ganz die kämpferische Rhetorik, wie man sie von Österreichs Gewerkschaftern kennt – vom „gesunden Plane­ten“ einmal abgesehen, denn ihren Sinn für den Klimawandel hat die Arbeitnehmervertretung erst vor Kurzem entdeckt.  

„Im besten Fall 45 Jahre arbeiten“


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