Kalender aus dem vorigen Jahrtausend, ein Märchenbuch, aus der Mode gekommene Kleidung, ein Kater, der allein am Bettende sitzt. Worin sich die Trauer festsetzt, wenn ein Mensch geht.
Mir fehlten die Worte, als wir beim Bestatter saßen, vor uns eine Mappe mit Vorschlägen zur Gestaltung der Parte. Sorgfältig unterteilt in einzelne Bruchstücke: Erinnerungssprüche, Bezeichnungen, Abschiedsfloskeln. Wir bräuchten nur auszuwählen und mit Häkchen das Passende anzukreuzen. Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Cousine, Tante, Nichte, Schwägerin? Wie in der Schule, nur ja keine richtige Antwort übersehen! Die Phrasen führten auf der glatten Oberfläche einen nervösen Tanz auf, rücksichtslos darauf bedacht, die Konkurrenten rauszukicken: Sind wir „schmerzerfüllt, aber dankbar für die gemeinsame Zeit“, oder geben wir dich „voll Vertrauen in seine Hände“ und „beten für unsere liebe Verstorbene“? Mit jedem weiteren Splitter, den ich las, gewannen die in Klarsichtfolien gesperrten Worthülsen an Selbstbewusstsein, richteten sich stolz vor mir auf: Du glaubst doch nicht wirklich, dass du an uns vorbeikommst? Im Namen aller Verwandten!