Der SPÖ-Chef warb vor einem halben Jahr damit, Blauwähler zu den Roten zu ziehen. Das Zwischenfazit vor dem nahenden Parteitag ist ernüchternd.
Es war eines der zentralen Wahlargumente Andreas Bablers im SPÖ-internen Machtkampf des Frühjahrs 2023: Er, der gestandene Kommunalpolitiker, könne endlich Blauwähler zu den Roten zurückholen – so sie überhaupt je dort gewesen waren. Als Zeugnis der Fähigkeit, das Working-Class-Duell mit den Freiheitlichen für sich entscheiden und den freiheitlichen Höhenflug stoppen zu können, dienten Wahlergebnisse von 71 Prozent in der 20.000-Einwohner-Gemeinde Traiskirchen. „Ich habe viele Stimmen von FPÖ-Wählern bekommen“, sagte Babler im Frühjahr, dementsprechend lautete der Plan wie folgt: Mit den Stimmen „von Jetzt-FPÖ-Wählern und Nichtwählern“ werde er die SPÖ massiv zulegen lassen. „Denn auch in einer kurzen Zeit kann eine starke Sozialdemokratie eine unglaubliche Kraft entwickeln“ und Herbert Kickl als Kanzler verhindern. FPÖ-Wähler, die „auf das Establishment und vielleicht auch die Sozialdemokratie angefressen sind“, könne man schließlich überzeugen mit einem „kantigen Programm, das die Lebensrealitäten verbessern kann“.
Das ist nun ein halbes Jahr her. Und Babler mag die SPÖ stabilisiert haben, viel mehr aber auch nicht. Laut Umfragen hat die FPÖ in den vergangenen Monaten keinerlei Babler-Malus verbucht, im Gegenteil: Sie hat gar noch zugelegt und liegt stabil bei rund 30 Prozent. In der fiktiven Kanzlerfrage gewann Herbert Kickl auch dazu und rangiert mittlerweile ebenfalls auf Platz eins. Es mag ein Jahr vor dem regulären Wahltermin noch manches in Bewegung geraten können, derzeit aber deutet wenig darauf hin, dass sich diese Bewegung, wie auch immer sie aussehen wird, im großen Stil zwischen Blau und Rot abspielt. Die jüngste programmatische Ansage der SPÖ, ein „leistbares Leben“ in die Verfassung zu schreiben, vermag daran vermutlich auch wenig zu ändern, selbst in den eigenen Reihen setzte es Häme dafür.