Filmkritik

„Music“: Dieser Film lässt uns unsere Freiheit

Ein schönes Gesicht zu filmen, einfach weil es schön ist, ist das nicht die Essenz von Kino?
Ein schönes Gesicht zu filmen, einfach weil es schön ist, ist das nicht die Essenz von Kino?Filmgarten
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Die Filme der deutschen Regisseurin Angela Schanelec sind anders: Man kann sie zwanglos erkunden wie einen fremdartigen Garten. So auch ihr jüngstes Werk „Music“, das den Ödipus-Mythos ins Jetzt überträgt.

Da wird einer, nachdem er einen Mord begangen hat, ins Gefängnis geworfen – und beginnt dort zu singen. Wie er darauf kommt, erfahren wir nicht, wie wir auch sonst nichts darüber erfahren, warum die Menschen, die Angela Schanelec in „Music“ filmt, tun, was sie tun. Dabei tun sie einiges: Sie schlagen sich und küssen sich und umarmen sich – und außerdem spielen sie Tischtennis. Sie sitzen nackt zwischen Felsen und liegen tot auf der Straße. Ihre Füße bluten und über ihre Hände krabbeln Krebse. Ist es wirklich wichtig, zu wissen, warum sie tun, was sie tun, warum sie sind, was sie sind? Reicht es nicht, ihnen erst einmal nur zuzuschauen? Oder eben auch, wie im Fall des hübschen Mannes im Gefängnis mit seinen zarten Gesichtszügen und seiner hellen Stimme, ihnen zuzuhören? Überhaupt: Ein schönes Gesicht zu filmen, einfach weil es schön ist, ist das nicht die Essenz von Kino?


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