Interview

Christoph Daum: „Kokain, Kalaschnikow, Krebs und die ewige Liebe zum Fußball“

Christoph Daum
Christoph Daum IMAGO/Christoph Hardt
  • Drucken

„Wenn du erfährst, dass du Krebs hast, klingt es wie ein Todesurteil. Und dann wehrst du dich“: die deutsche Fußballtrainer-Legende Christoph Daum geht offen mit seiner Krankheit um, genoss den 70. Geburtstag und Austrias einstiger Meistermacher stattete Österreich einen Kurzbesuch ab. Über Affären, Fehler, den Frieden mit Uli Hoeneß und Lacher über Frank Stronach.

Herr Daum, die erste Frage ist heikel. Sie gehen so offen und offensiv mit Ihrer Krankheit um, Sie gaben vor einem Jahr bekannt, an Lungenkrebs erkrankt zu sein. Wie geht es Ihnen jetzt?

Christoph Daum: Den ganzen Umständen und Therapien entsprechend, eigentlich ganz gut. Ich hatte bereits 22 Chemotherapien, mit mal mehr oder weniger intensiven Nebenwirkungen. Insgesamt schlägt alles ganz gut an. Ich versuche meinen Teil neben dieser onkologischen Offensive, ja so muss man es nennen, auch beizutragen und habe meine Ernährung umgestellt. Ich meditiere, bemühe ganz andere Atemtechniken, gehe sehr oft laufen. Ich brauche Fitness. Aber, ich merke schon, dass mir mein Körper manchmal auch signalisiert, dass man mir den Stecker gezogen hat. Alles läuft also im dunkelgelben Bereich. Aber es läuft.

Hilft es da Ihnen, dass Sie aus dem Sport kommen, als Trainer jede Form der Motivationskunst, Tiefs und Höhen kennen, immer ein „Lautsprecher“ waren...

. . . jeder Sportler hat eine andere Beziehung zu Motivation. Wir haben gelernt, uns Ziele zu setzen, dabei mit Niederlagen und Rückschlägen umzugehen. Es geht doch darum, immer wieder aufzustehen. Es muss schließlich auch immer weitergehen. Und als Trainer musst du dazu aber auch noch alle anderen in Stimmung zu versetzen, etwaige Zweifel beseitigen. Mir geht es mit dem Krebs wie Millionen anderer Menschen. Wenn du die Diagnose hörst, klingt es am Anfang wie dein Todesurteil. Aber, dann wehrst du dich eben dagegen. Und genau das mache ich jetzt. Mein allergrößtes Geschenk war es, meinen 70. Geburtstag im Kreis der Familie verbringen zu dürfen.

Christoph Daum und Presse-Sportchef Markku Datler plaudern im Members-Club des „Hangar-7“ in Salzburg.
Christoph Daum und Presse-Sportchef Markku Datler plaudern im Members-Club des „Hangar-7“ in Salzburg.Manuel Seeger / ServusTV

Nicht jeder kann oder will seine Krankheit publik machen. Warum haben Sie es getan?

Ich habe mir gedacht, dass es sowieso irgendwann einmal rauskommt. Also, nütze ich doch die Möglichkeit meiner Bekanntheit, um damit in die Öffentlichkeit zu gehen und auf die notwendige Krebsvorsorge aufmerksam zu machen. Ich hatte mich zuvor aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Aber, die Menschen, die an Krebs leiden, die sind nicht alleine. Ich will anderen also Mut zusprechen! Man muss Vertrauen zu Experten haben, die moderne Medizin wird besser – es gibt andere Chancen. Die musst du nützen. Und wenn es dir schlecht geht, musst du auch mal all das Negative rauslassen. Und das geht nur, wenn man dir auch zuhört.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.