Olympische Spiele zu organisieren verlangt Weitblick, Diplomatie und Geschäftssinn. Der Schweizer Christophe Dubi erfüllt als Exekutivdirektor des Internationalen Olympischen Komitees dieses Anforderungen. Er sieht Paris 2024 ungeachtet aller Kriege und der Russland-Frage als „Festival des Sports“.
Christophe Dubi ist, im wahrsten Sinn des Wortes, der Spielmacher der Spiele. Der Westschweizer, 54, prägt seit Jahrzehnten Form und Evolution der Olympischen Spiele. Der Experte in Sachen Sportmanagement und politischer Ökonomie arbeitet seit 1996 für das Internationale Olympische Komitee (IOC), wird in der Sportszene nicht erst seit seiner Ernennung zum Exekutivdirektor (2014) hoch angesehen. Er versucht, nebst all Kommerz und Begehrlichkeiten diverser Sportarten, olympische Ideale hochzuhalten, der Lausanner plädiert für Dialoge mit Gegnern, egal ob in Umwelt- oder extrem heiklen Russland-Fragen. Termine mit Dubi sind selten, der „Presse“ widmete er viel Zeit – auch, weil es um die Winterspiele 2026 geht, die womöglich in Igls Station machen könnten.
Die Presse: Ich muss mit der Frage direkt ins Haus fallen: werden die Rodel-, Skeleton- und Bobbewerbe der Winterspiele 2026 in Igls stattfinden? In Cortina wird kein neuer Eiskanal gebaut, Tirol wäre die naheliegendste und wohl auch kostengünstigste Option.
Christophe Dubi: Ich bin immer begeistert, wenn es ein Event im Wintersport gibt, für das sich viele Nationen interessieren. Ja, es stimmt, dass es in Cortina kein neuer Eiskanal gebaut wird und eine Reihe von Interessenten nun die Wettbewerbe austragen wollen. Dem IOC ist klar: Wir möchten, dass eine bestehende und in Betrieb befindliche Bahn dafür gewählt wird. Auch muss dafür gesorgt sein, dass alle Athleten untergebracht werden können. Ja, es wird einige Anfragen bei diversen Nationalen Olympischen Komitees geben. Österreich, Schweiz, Frankreich, es gibt viele Möglichkeiten.

Haben Italien oder das IOC also Kontakt mit dem ÖOC aufgenommen?
Der Prozess liegt in der Hand des Organisationskomitees Milano Cortina 2026. Bis Ende Dezember muss eine Entscheidung gefallen sein. Das heißt, dass es einen formalen Prozess geben muss. Eine Renovierung der stillgelegten Bahn in Cesana, die für die Olympischen Winterspiele Turin 2006 genutzt wurde, ist dagegen keine Option für das IOC. Wir plädieren für die Nutzung einer vorhandenen und in Betrieb befindlichen Bahn.