Videospiel

„Cities: Skylines II“ im Test: Im Paradies für Planungsfanatiker

„Cities: Skylines II“ ist für den PC erschienen (im Xbox Games Pass enthalten). Im Frühjahr 2024 soll es auch für die Xbox Series X/S und PS5 erhältlich sein.
„Cities: Skylines II“ ist für den PC erschienen (im Xbox Games Pass enthalten). Im Frühjahr 2024 soll es auch für die Xbox Series X/S und PS5 erhältlich sein.Paradox Interactive
  • Drucken

In der neuen Städtebau-Simulation »Cities: Skylines II« muss aus dem Nichts eine florierende Metropole erschaffen werden. Dabei können in dem Videospiel allerdings auch so manche Dinge schiefgehen.

Wollen Politiker lernen, wie man eine Stadt gut verwaltet, so können sie sich ihr Wissen anlesen, Fachleute befragen oder Seminare besuchen. Sie könnten sich aber auch ein paar Stündchen ins Videospiel „Cities: Skylines II“ stürzen. In der Städtebau-Simulation ist geschickte Planung unabdingbar, um aus einer Wiese eine lebendige Stadt aus dem Boden zu stampfen.

Zunächst erscheint in dem Titel ja noch alles überschaubar. Mit einem Batzen Geld ausgestattet, kann der Spieler Straßen verlegen, Häuser, Gewerbe- und Industriebetriebe bauen und die erste Infrastruktur aufziehen. Das Grundwasserreservoir wird angezapft, ein Abwassersystem installiert, die Rohre dafür verlegt. Doch bereits beim Aufbau der Stromversorgung wird es kniffliger. Da lässt sich ein Kohlekraftwerk bauen, das zwar effektiv ist, zugleich aber die Luft verschmutzt. Oder man setzt auf Windräder, die aber nur funktionieren, wenn Wind geht.

Beschwerden der Bewohner

Zumindest anfangs lässt sich nur mit Windrädern und grünem Strom keine Stadt erhalten: Immer wieder kommt es zu Stromabschaltungen. Im Radiokanal von „Cities: Skylines II“, der während des Spielens läuft und abwechselnd zwischen Musik und Nachrichten hin- und herschaltet, verkündet ein Sprecher die Blackouts und gibt Tipps für das Energiesparen. Bewohner beschweren sich in Nachrichten auf sozialen Medien, die auf dem Bildschirmen eingeblendet werden, über die Zustände.

Ein Kohlekraftwerk muss also her. Jetzt gibt es zwar durchgängig Strom, der Überschuss kann sogar gewinnbringend ans Ausland verkauft werden. Doch es dauert nicht lang, bis sich die Einwohner nun über den „unerträglichen Smog“ in der Stadt beschweren. Aus diesem Dilemma kommt langfristig nur heraus, wer seine Stadt ausbaut und dadurch neue Technologien und Gebäude freischaltet. So kann mit der Zeit statt eines Kohle- ein Gaskraftwerk errichtet werden, das die Umwelt weniger verschmutzt. Nach einiger Zeit stehen auch ein Geothermie-, ein Solar-, Kern- und Wasserkraftwerk zur Verfügung. Mit einem durchdachten Mix ist es so möglich, eine effiziente und umweltfreundlichere Versorgung zu installieren.

Budgetnöte

Doch das Geld dafür muss auch erst einmal erwirtschaftet werden. Das anfangs ansehnliche Budget schrumpft nämlich schnell dahin. Wer auf Pump Kraftwerke, Krankenhäuser, Polizeistationen, Feuerwehren und Schulen errichtet, geht schnell finanziell an den Baukosten und Erhaltungsgebühren zugrunde. Daher muss austariert werden, welche städtischen Dienstleistungen wann angeboten werden können und auch mit welchem Budget diese ausgestattet werden. Zwar können die Steuern für die Bürger erhöht werden – ihr Leidensdruck kennt aber auch Grenzen.

Diese ständigen Tüfteleien begleiten das Anwachsen des Dörfleins bis hin zur Metropole. Neue Gebäude und Dienstleistungen werden dabei nach und nach freigeschalten: kleine Parks und gigantische Parkanlagen, Universitäten, Touristenattraktionen und so weiter und so fort. Alleine mit dem Straßenbau, dem Einrichten des öffentlichen Verkehrs und der Verkehrsknotenpunkte könnte man sich stundenlang beschäftigen. Denn es lassen sich nicht nur brav zweispurige, geradlinge Straßen errichten, sondern auch Schotterwege, kurvige Gebirgsstraßen und Autobahnabfahrten.

Derzeit hat „Cities: Skylines II“ noch zwei Mankos. Das Spiel leidet unter technischen Schwächen und ist manchmal nicht ganz nachvollziehbar. Selbst bei Gaming-Laptops mit guter technischer Ausstattung ruckelt das Spiel mitunter gewaltig – selbst wenn die Stadt noch überschaubar groß ist. Zahlreiche Beschwerden der Spieler im Internet waren die Folge. Die Entwickler arbeiten nun an Nachbesserungen: Ein Update vom Donnerstag hat die Situation schon etwas verbessert.

Doch muss auch noch an anderer Stelle nachgezogen werden. So beschweren sich etwa Einwohner stets über die mangelnde Gesundheitsversorgung in der Stadt — egal, wie gut diese ausgebaut ist. Das kann absurde Ausmaße annehmen. So etwa in einem Dorf, das gerade einmal 200 Einwohner hat, aber dennoch über ein Krankenhaus mit einer Kapazität für 150 Patienten verfügt. Obwohl nur ein einziger der Bewohner hospitalisiert ist, schwirren Beschwerden über die unzureichende Gesundheitsversorgung über den Bildschirm. Selbst der Ausbau der weit überdimensionierten Spitalsversorgung verschafft keine Abhilfe.

Ein Spiel für Geduldige

Bastler und Tüftler werden sich in „Cities: Skylines II“ heimisch fühlen. Bei keiner anderen Städtebau-Simulationen können sie sich so austoben, wobei Anfänger jedenfalls etwas Geduld zur Eingewöhnung mitbringen sollten. Wem hingegen vor allem die Stimmung und Grafik der Spielwelt ein Anliegen ist, der ist wohl beispielsweise mit dem Aufbauspiel „Anno 1800“ besser aufgehoben. Der Klassiker des Genres bietet schickere und abwechslungsreichere Animationen als „Cities: Skylines II“.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.