Bora Chungs unheimlicher Erzählband „Der Fluch des Hasen“ spielt mit Elementen von Fabeln und Splattermovies. Für Freunde des unerwarteten Horrors und nichts für schwache Nerven.
Von diesen zehn Geschichten der Südkoreanerin Bora Chung (geb. 1976), die in ihrer Heimat als Literaturstar gehandelt wird und deren Erzählband „Der Fluch des Hasen“ auf der Shortlist für den Internationalen Bookerpreis stand, könnte sich Stephen King noch etwas abschauen: In der Erzählung „Der Kopf“ wächst aus einer Klomuschel ein schädelförmiges Gebilde aus Fäkalien, Menstruationsblut und WC-Papier heran und nervt die junge Frau, die von eben jenem Kopf noch dazu als „Mutter“ tituliert wird, mit seiner Anwesenheit und Forderungen.
Da die Frau ihr Badezimmer von nun an meidet, sind Verdauungsstörungen unausweichlich. „Allein der Gedanke daran, dass jemand sie von unten beobachtete, während sie ihr Geschäft erledigte, und nur darauf wartete, ihre Ausscheidungen zu essen, machte ihr den Gang zur Toilette unerträglich.“ Aber das wahrhaft Verstörende ist, dass die Familie der jungen Frau und später der Ehemann ihr raten, dieses Ding einfach zu ignorieren, da „es ja keine Eier lege“. Haben sie etwa schon ähnliche Erlebnisse gehabt? Dieses Rätsel bleibt offen.