Geschichte

„Ich kann es nicht erwarten, Sie zu besitzen“: Was Matrosenbräute schrieben

Die Briefbündel lagerten 250 Jahre lang ungeöffnet in englischen Archiven.
Die Briefbündel lagerten 250 Jahre lang ungeöffnet in englischen Archiven. National Archives/Renaud Morieux
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Sie haben ihre Empfänger nie erreicht: Über 100 Briefe an französische Seeleute aus dem 18. Jahrhundert wurden nun erstmals gelesen und ausgewertet. Ein wertvoller Fund, der viel vom Leben der einfachen Menschen verrät.

Anne, genannt Nanette, ist Analphabetin, sie muss den Brief an ihren Unteroffizier einem Dritten diktieren. „Herr und Frau Mathieu umarmen Sie“, heißt es da entsprechend brav und förmlich. Aber dann bricht die Sehnsucht durch: „Und ich, die es nicht erwarten kann, Sie zu besitzen.“ Die praktisch denkende Françoise fragt kopfschüttelnd an, ob ihr Matrose Henry denn keine Hemden oder Schuhe für die lange Reise nach Amerika brauche: „Bitten Sie mich drum und ich werde sie Ihnen schicken.“ Gillette schreibt an ihren Jan: „Die Tage dauern mir Monate, die Monate Jahre.“ Und Marie lässt ihren Leutnant wissen: „Ich könnte sehr gut die ganze Nacht damit verbringen, dir zu schreiben.“ Erst zu Mitternacht nimmt sie Abschied: „Guten Abend, mein lieber Freund, ich denke, es ist Zeit, zur Ruhe zu gehen.“ Sie sollte ihn nie wiedersehen: Ein Jahr später starb sie, bevor er aus der Gefangenschaft heimkam – und eine andere heiratete.


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