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Buchtipps des Monats

Imago / Chris Emil Janssen
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Über Wehrmachtsdeserteure, österreichische Wälder, Ordnungen des Todes und Naturfotografie.

Tagebuch eines Deserteurs

Lang waren Wehrmachtsdeserteure als Feiglinge und Verräter gebrandmarkt, und ihre Familien behielten die Geschichten für sich. Eine davon ist jene des Lehrers Rudolf Bilgeri aus Hohenems, der sich 1944 den Partisaninnen und Partisanen in Athen angeschlossen hatte. Erst 2020, knapp 30 Jahre nach seinem Tod, gelangte Bilgeris Tagebuch über seine Flucht und Gefangenschaft in Ägypten in die Hände von Innsbrucker Historikern.

Die populärwissenschaftliche Aufbereitung dieser besonderen historischen Quelle in Buchform erlaubt authentische und ausreichend kontextualisierte Einblicke in die hierzulande wenig beachtete NS-Herrschaft in Griechenland. Vielleicht ein Anlass, so darf man mit dem Herausgeberduo hoffen, die Blindstelle im österreichischen Gedächtnis endlich sichtbar zu machen. (cog)

Rudolf Bilgeri (hg. v. Peter Pirker und Ingrid Böhler): „Bei den Partisanen in Athen“, Wagner-Verlag, 176 Seiten, 25,50 Euro
Rudolf Bilgeri (hg. v. Peter Pirker und Ingrid Böhler): „Bei den Partisanen in Athen“, Wagner-Verlag, 176 Seiten, 25,50 Euro

Ein Lexikon rund um das Holz und seine Herkunft

Hermine Hackl, langjährige Direktorin des Unesco-Biosphärenparks Wienerwald und zuletzt u. a. Leiterin der Forstlichen Ausbildungsstätte Traunkirchen, präsentiert mit diesem Buch Wissenswertes rund um den heimischen Wald.

Alphabetisch geordnet, findet man Infos von A wie Artenvielfalt (in Österreich leben 46.000 Tier- und 21.000 Pflanzen- und Pilzarten, in den Wäldern wachsen 65 Baumarten) über K wie Klangholz (die hochwertigsten Geigen sollen aus alpinem Holz gefertigt worden sein) bis Z wie Zuwachs (in den vergangenen zehn Jahren vermehrte sich die Waldfläche Österreichs täglich um sechs Hektar – das sind 8,5 Fußballfelder). Mit allerlei Beispielen gibt die Autorin grobe Einblicke in die wirtschaftliche, ökologische und gesundheitliche Bedeutung des Walds. (gral)

Hermine Hackl: „Der Wald in Österreich“, Verlag Anton Pustet, 192 Seiten, 24 Euro
Hermine Hackl: „Der Wald in Österreich“, Verlag Anton Pustet, 192 Seiten, 24 Euro

Der Tod, in Listen gepresst

Tag für Tag begegnen uns Lebenden die Toten in Form von Zahlen: Kriege, Erdbeben, häusliche Gewalt. Zahlen lügen nicht? Von wegen. Listen sind nie unschuldig, sondern verfolgen bestimmte Absichten. Der Sammelband „Ordnungen des Todes“ (Mitherausgeber ist der Wiener Kulturphilosoph Thomas Macho) blickt hinter die Kulissen von Zählungen.

Die Länge einer Liste kann für die Brutalität eines Regimes stehen, Listen wirken aber auch als Kontroll- und Machtinstrumente. Aus der erhalten gebliebenen Genozid-NS-Bürokratie entstehen heute wiederum Gedenkbücher und Monumente. Die Beiträge befassen sich mit Totenlisten von Söldnern in Kolonien und Statistiken aus NS-Konzentrationslagern genauso wie mit auf der Flucht verstorbenen Menschen und der Unfallstatistik im Deutschen Kaiserreich. (cog)

Nina Kreibig, Thomas Macho, Moisés Prieto (Hg.): „Ordnungen des Todes“, Transcript-Verlag, 300 Seiten, 36 Euro
Nina Kreibig, Thomas Macho, Moisés Prieto (Hg.): „Ordnungen des Todes“, Transcript-Verlag, 300 Seiten, 36 Euro

Unsere Natur glänzt auf 100 beeindruckenden Fotos

Während künstliche Intelligenz das Vertrauen in Bilder und Texte erschüttert, beeindruckt diese Sammlung realer Fotos. Die Wildlife-Fotografien sind mit den besten 100 Bildern stets der Abschluss des Wettbewerbs am Natural History Museum London. Gewinner des Wildlife Photo­grapher of the Year 2023 ist der Franzose Laurent Ballesta mit einem Foto des goldenen Pfeilschwanzkrebses, der von drei Makrelen begleitet wird.

Viele andere Bilder haben „Fressen und Gefressenwerden“ als Thema, oft mit der frischen Beute im Maul. Weiters zeigen die Fotos die Zerstörung der Natur (z. B. das Siegerfoto von Naturfotojournalist des Jahres) oder die Mensch-Tier-Beziehung mit Jagd und Haltung. Jedes Foto wird durch einen kurzen Text in einen erklärenden Kontext gesetzt. (vers)

Natural History Museum London (Hg.): „Wildlife Fotografien des Jahres“, Knesebeck-Verlag, 160 Seiten, 40,50 Euro
Natural History Museum London (Hg.): „Wildlife Fotografien des Jahres“, Knesebeck-Verlag, 160 Seiten, 40,50 Euro

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