Signa

Gläubiger prüfen, ob Signa gegen Regeln verstoßen hat

Anleihen sind das einzige öffentlich gehandelte Instrument der Gruppe.
Anleihen sind das einzige öffentlich gehandelte Instrument der Gruppe.Imago/Jochen Eckel
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Bei einem Zahlungsausfall können Gläubiger eine sofortige Rückzahlung in Millionenhöhe fordern. Das würde René Benkos Konzern noch mehr unter Druck setzen.

Wien. Ein Konsortium von Investoren, denen Anleihen der Signa Development Selection gehören, prüft dem Vernehmen nach, ob der Bauträger gegen die vereinbarten Konditionen der Wertpapiere verstoßen hat. Hintergrund sind Hunderte von Millionen Euro an Außenständen, die Signa Development innerhalb von René Benkos Signa-Gruppe hat.

Die Investoren prüfen die Anleiheprospekte im Hinblick darauf, ob das Management gegen die Interessen des Unternehmens gehandelt und damit die Bestimmungen verletzt hat, heißt es bei mit der Angelegenheit vertrauten Insidern. Ein Verstoß könnte einen Zahlungsausfall darstellen und die Gläubiger den Bond sofort fällig stellen lassen.

Bei einer Telefonkonferenz zu den Halbjahreszahlen vergangene Woche hatte Finanzvorstand Manuel Pirolt erklärt, Signa Development habe rund 600 Millionen Euro an Forderungen gegen verbundene Unternehmen, die im Rahmen des normalen Cash-Managements angefallen seien, wie Teilnehmer der Präsentation berichteten. Die gesamten Forderungen waren im ersten Halbjahr um 45 Prozent auf 659 Millionen Euro angestiegen.

Das Management sagte in der Telefonkonferenz, dass es derartige Transaktionen einstellen und versuchen werde, kurzfristig 100 Millionen Euro zurückzuerhalten, um die Liquidität zu stärken. Die Gläubiger halten am heutigen Donnerstag um 16 Uhr Londoner Zeit eine Telefonkonferenz mit dem Treuhänder Deloitte ab. Signa Development antwortete nicht auf Anrufe und E-Mails mit der Bitte um einen Kommentar.

Gespräch mit Treuhänder anberaumt

Signa Development führt derzeit eine Überprüfung seiner Kapitalstruktur zusammen mit den Beratern von Rothschild und Co. sowie Anwälten von White & Case durch. Das Unternehmen ist mit Liquiditätsproblemen aufgrund verschlechterter Marktbedingungen im Immobiliensektor und steigender Zinssätze konfrontiert. Auf der Ebene der Holding wurde Benko vergangene Woche durch den Restrukturierungsexperten Arndt Geiwitz ersetzt.

Ein Zahlungsausfall würde die Schwierigkeiten von Benkos Konzern, dessen Vermögen einst mit 23 Milliarden Euro bewertet wurde, noch verschärfen. Denn Investoren könnten dadurch die sofortige Rückzahlung von 300 Millionen Euro an Anleihen (fällig im Juli 2026) fordern. Die Anleihen – das einzige öffentlich gehandelte Instrument der Gruppe – werden laut Bloomberg-Preisdaten mit etwa 30 Cent je Euro notiert. Hamza Lemssouguers Kreditfonds Arini von Hamza Lemssouguer ist einer der größten Inhaber der Anleihen. In zwei Jahrzehnten rascher Expansion hat Signa Milliarden von Investitionen von einigen der reichsten Familien Europas, einer Vielzahl von Banken und Versicherern sowie dem Staatsfonds Saudiarabiens erhalten. Die Signa Prime, die einige der wertvollsten Vermögenswerte der Gruppe besitzt, ist in den vergangenen Tagen an Investmentfirmen herangetreten, um eine Finanzierungslücke von zwei Milliarden Euro bis zum Juni 2024 zu schließen.


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