Gegenden, wo man (noch) keine Widmungssorgen hat: vom Südburgenland bis nach Kärnten.
Die Kombination der Wörter „Toplagen“ und „Zweitwohnsitze“ müsste an vielen Orten in Österreich genauer „Toplagen oder Zweitwohnsitze“ heißen. Denn dort, wo viele gern die Wochenenden, Feiertage und Sommerfrische genießen wollen, werden die Auflagen immer genauer, die genehmigten Zweit- bzw. Freizeitwohnsitze (der Name hängt vom Bundesland ab) immer weniger und die Kontrollen immer sorgfältiger. Aus durchaus nachvollziehbaren Gründen, denn zu viele Häuser und Wohnungen, die nur an wenigen Tagen im Jahr genutzt werden, haben für die Gemeinden unschöne Folgen: Die Immobilienpreise gehen durch die Decke und werden für Einheimische unleistbar; außerhalb der Saison mutieren sie zu Geisterorten – und ihre Steuern zahlen die Teilzeit-Anrainer anderswo.
Eine Gemengelage, der man an manchen Orten, wie am Arlberg oder in Kitzbühel und Umgebung, schon lang mit Kontrollen und Auflagen entgegengewirkt. Im Bundesland Salzburg wurden die Richtlinien mit Anfang 2018 noch einmal verschärft. Zwar finden sich immer wieder Mittel und Wege, diese durch Firmengründungen, „Arbeitswohnsitze“ oder ähnliche Konstrukte juristisch zu umgehen – allerdings ist die Bereitschaft der derzeitigen Käufer enden wollend, sich bei den Häusern und Wohnungen, die eigentlich der Erholung dienen sollen, auch noch mit der lokalen Bürokratie auseinanderzusetzen.
Kein Thema im Burgenland
Es gibt sie aber noch, jene Gegenden, in denen Domizile im Grünen, am Hügel, an der Piste oder am See gekauft und auch selbst bewohnt werden können, ohne dass es gleich einen Hauptwohnsitz braucht. Zu diesen gehört immer öfter das Südburgenland, das sich seit einigen Jahren wachsender Beliebtheit erfreut – und im Vergleich zu anderen Regionen auch noch verhältnismäßig günstig ist. „Bei uns können Zweitwohnsitze eingerichtet werden, und es gibt auch keine Abgaben“, berichtet Angela Pittner, Inhaberin von Südburgenland Immobilien. Zu den Toplagen für Immobilien in Allein- und Aussichtslagen gehört dabei – je nachdem, ob man Menschen um sich herum mag oder nicht – die Region um Stegersbach mit ihren Thermen und Golfplätzen. „Oder der Bezirk Jennersdorf ganz unten im Südburgenland, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen“, sagt die Maklerin. Was von einer gewissen Käufergruppe durchaus geschätzt werde, „weil es dort unterhalb der Raab wirklich noch versteckte Rückzugsecken gibt.“
»Bei uns können Zweitwohnsitze eingerichtet werden, und es gibt auch keine Abgaben.«
Angela PittnerInhaberin von Südburgenland Immobilien
Beide Gebiete gehören zu den eher hochpreisigen im Burgenland, fallen allerdings im Vergleich zu anderen Hotspots in Österreich immer noch in die Kategorie Gelegenheitskauf. „Wer dort ein gutes, aber nicht topsaniertes Haus mit Grund kaufen möchte, in das man sofort einziehen kann, muss 300.000 bis 400.000 Euro investieren“, weiß Pittner. Soll es alle Stückerln spielen, einen Arkadenhof oder Indoorpool haben oder an einer besonderen Aussichtslage stehen, gehen die Preise über 500.000 und 600.000 bis hin zu 900.000 Euro. Womit derzeit aber der Plafond erreicht ist – in der Millionenliga spielt die Gegend (noch) nicht. Allerdings sind diese Objekte dünn gesät. „Solche Highlights kann man im Jahr noch an einer Hand abzählen. Da ist man gut beraten, Geduld zu haben und dann zuzuschlagen, wenn etwas auf den Markt kommt“, erklärt die Maklerin.
Vorsichtiger in Kärnten
Zu den Bundesländern, in denen das Thema Zweitwohnsitze bisher kaum eine Rolle gespielt hat, schön langsam aber auf das Radar der Käufer rückt, gehört Kärnten. Hier gibt es sie zwar, und es werden auch Abgaben eingehoben – was allerdings nicht heißt, dass man damit auch rechtlich auf der sicheren Seite ist. Bisher hat das aber kaum jemanden gekümmert, weil die Politik sich nicht dafür interessierte und es auch keine Kontrollen gab. Allerdings reicht die alte Weisheit „Wo kein Kläger, da kein Richter“ manchen Käufern zumal auf dem derzeitigen Markt nicht mehr aus. „Inzwischen ist das Bewusstsein stärker, und es wird mehr nach der Widmung gefragt, das war vor Jahren noch kein Thema“, berichtet Doris Scarpatetti-Matheis, Inhaberin von Wörthersee Immobilien.
Besonders gesucht sind „Objekte mit Seeblick und Freizeitwidmung, da die erste Reihe mit Seezugang für viele nicht leistbar ist“, sagt die Maklerin. Denn wer direkt am Wasser wohnen möchte, muss bei Eigentumswohnungen mit Seegrund bis zu 25.000 Euro pro Wohnquadratmeter investieren. Die reinen Grundstückspreise am Wasser liegen – je nach Grundstücksgröße und Wasserlinie – bei bis zu 5000 Euro.

» Wer gern abends auf der Terrasse sitzt, ist am Südufer besser aufgehoben.«
Doris Scarpatetti-MatheisInhaberin von Wörthersee Immobilien
Die Frage, welche die besten Lagen sind, lässt sich auch hier nur mit einem „Es kommt darauf an“ beantworten: „Für Morgenmenschen, die gern den ganzen Tag Sonne haben, ist es sicher das Nordufer. Wer gern abends auf der Terrasse sitzt, ist am Südufer besser aufgehoben“, sagt Scarpatetti-Matheis. Die Frage Veldener versus Klagenfurter Bucht hängt wiederum davon ab, wie wichtig die Verkehrsanbindung wohin ist. Klar ist allerdings: Wer den Lifestyle des Wörthersees liebt, will an keinen anderen See. Und wer die Ruhe am Faaker, Ossiacher, Millstätter, Keutschacher oder Weißensee schätzt, will nicht an den Wörthersee.
In der Steiermark trennt sich die Spreu vom Weizen in Sachen Zweitwohnsitze je nach Region. „In Schladming sieht es nicht anders aus als in Tirol und Salzburg“, weiß Harald Martich, Geschäftsführer von Engel & Völkers Steiermark. In dessen Umgebung seien dagegen durchaus Objekte zu bekommen, die entweder keine Widmung brauchen oder eine haben.
Steirische Frage der Lage
„Beispielsweise kann man in Liezen ganz normal kaufen und ist von dort in 30 bis 40 Minuten in Schladming“, so der Makler. Eine Option, die vor allem deutsche Immobilienkäufer immer häufiger in Betracht zögen, die grundsätzlich widmungstechnisch lieber auf der sicheren Seite sein wollten und dafür bereit seien, ein wenig weiter zu fahren. Häufig gehe es bei der Frage der Widmung auch nur um ein paar Hundert Meter, „je nachdem, ob das Objekt vor oder hinter der Ortstafel steht“, erklärt Martich. „Da gibt es Gegenden, in denen streng kontrolliert wird, und 100 Meter weiter ist es kein Problem.“
Wobei der Makler die Problematik der Zweitwohnsitze durchaus nachvollziehbar findet, „denn in manchen Regionen geht wirklich am Sonntagabend der Rollbalken hinunter, und dann bekommt man bis Freitag kaum noch etwas zu essen“, bringt er es auf den Punkt. Eine Gegend, in der das kaum zu befürchten ist, sei dagegen die Südsteiermark samt ihren Weinstraßen. Weshalb es hier auch keine Widmungsprobleme gäbe, meint Martich – auch wenn die „steirische Toskana“ allemal zu den Toplagen in Sachen Zweitwohnsitze zählt.
