Interview

Zukunftsforscherin: „Sich auf eine unsichere Zukunft einlassen“

Die Zukunft ist ungewiss und manchmal beängstigend (Bild: Lichtermeer). Wie kann daraus Innovation entstehen?
Die Zukunft ist ungewiss und manchmal beängstigend (Bild: Lichtermeer). Wie kann daraus Innovation entstehen?APA/AFP/Joe Klamar
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Zukunftsforscherin Antje Bierwisch vom Management Center Innsbruck (MCI) leitet den Unesco-Lehrstuhl „Zukunftsfähigkeit für Innovation und Unternehmertum“. Sie will kreative Köpfe aus ihrer Komfortzone herausholen.

Die Presse: Sie forschen zu Innovationsmanagement und Vorausschau. Was ist Ihre Glaskugel?

Antje Bierwisch: Inhaltliche Inspiration sind Mega-, Makro- und Mikrotrends, da stöbere ich gern auf der Suche nach Weak Signals, also schwachen Signalen, um ein Gespür zu bekommen, wo etwas passieren könnte und was Veränderungen bringen könnte. Ein anderer Zugang ist, in Workshops spielerisch über die Zukunft nachzudenken. Über wünschenswerte und wahrscheinliche genauso wie über alternative Zukünfte.

Wie sind alternative Zukünfte?

Für alternative Szenarien werden gängige Annahmen wie Geld als Finanzmittel außer Kraft gesetzt. Dann gilt es, kreativ zu werden und zum Beispiel zu fragen: Funktioniert meine Zukunftsidee auch ohne internationale Supply Chain (Lieferkette; Anm.), und wenn ja, wie und warum? Das erweitert sowohl den Inspirationsraum als auch den Gestaltungs- und Handlungsraum enorm.

Als neue Unesco-Lehrstuhlinhaberin für innovative und unternehmerische Zukunftsfähigkeit setzen Sie Ihren Fokus auf „Futures Literacy“. Die UN haben diese zur essenziellen Kompetenz des 21. Jahrhunderts erklärt. Was verstehen Sie darunter?

Bei der Zukünftebildung oder, wie wir es gern nennen, Zukunftsgestaltungskompetenz geht es um die individuelle Fähigkeit von Menschen im Unterschied zu strategischer Vorausschau. Im Zentrum steht, die eigene Vorstellungskraft über unterschiedliche Zukünfte zu nutzen, sich mit Vieldeutigkeiten und Widersprüchlichkeiten aktiv auseinanderzusetzen und mögliche Veränderungen zu antizipieren, Komplexität als Chance zu verstehen. Als Lehrende sollten wir uns beispielsweise fragen, was passiert, wenn die reine Wissensvermittlung nicht mehr im Zentrum von Hochschulen steht. Worin besteht unsere Mission dann? Wie können wir das in neue Angebote, Services oder Geschäftsmodelle transferieren?


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