Stadtentwicklung

„Ohne die Anrainer und viel Durchhaltevermögen geht‘s nicht“

Gemeinsam planen, wie es sich in Linz leben lässt (Bild: Cohousing, Holzstraße).
Gemeinsam planen, wie es sich in Linz leben lässt (Bild: Cohousing, Holzstraße).Violetta Wakolbinger
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Die Architektin und Stadtforscherin Hannah Kordes hilft den Linzerinnen und Linzern dabei, über die nachhaltige Umgestaltung des urbanen öffentlichen Raums nachzudenken. Ein Ergebnis dieses Prozesses ist die „Klimaachse“ zwischen Altstadt und Hafen.

Hannah Kordes kommt vom Meer. „Dort ist es windig, und ich kann selber auch ganz gut Wind machen.“ Mit diesen Worten stellt die Architektin, Stadtforscherin und Wahl-Linzerin sich und ihre Arbeit gern und mit Augenzwinkern vor. Sie wird dann geholt, wenn Stadtplanungsprojekte ins Stocken kommen, weil sich etwa unerwartet Konflikte aufgetan haben. Was es dazu braucht? „Durchhaltevermögen, Verständnis, Empathie und viele Menschen.“

Eine Achse zwischen Altstadt und Hafen

Aufgewachsen in Bremerhaven in Norddeutschland, verschlug es Kordes vor zehn Jahren an die Kunst-Uni Linz. Hier studierte sie Architektur und promovierte mit einer Arbeit über städtisches Landleben und dessen Bedeutung angesichts der Klimakrise. „Mir gefällt es, reale räumliche Probleme zu bearbeiten und Strukturen zu entwickeln, um Menschen an einen Tisch zu bringen“, sagt sie. Eine solche Struktur ist ihr „Raum-Wagen“, ein alter Feuerwehranhänger, den sie über eine Onlineplattform gekauft und zu einem Alleskönner umgebaut hat. Ein „Aktivierungsraum“, wie die Stadtforscherin, die auch an der Bauhaus-Uni Weimar lehrt, ihre Erfindung nennt: „Der Raum-Wagen ist Werkstatt, Küche, Ausstellungsraum und Projektraum zugleich.“ Aktuell beschäftigt sich die selbstständige Projektdesignerin mit der vom Linzer Klimafonds geförderten „Klimaachse“.

»Man muss mit den Menschen, die hier wohnen und arbeiten, ins Gespräch kommen.«

Hannah Kordes

Architektin und Stadtforscherin

Die Idee dahinter: die nachhaltige Umgestaltung des öffentlichen Raums zwischen Hauptplatz und Handelshafen gemeinsam mit Anrainerinnen und Anrainern. Kordes hat die Bevölkerung dazu eingeladen, die bislang eher wenig attraktive rund 1,6 Kilometer lange Lederergasse mit anderen Augen zu erkunden und Impulse für Neuerungen zu geben. Sie hält wenig von der üblichen Vorgehensweise, Bänke und Bäume am Schreibtisch zu planen. „Man muss mit den Menschen, die hier wohnen und arbeiten, ins Gespräch kommen.“ Das brächte Bedarfsorientierung und langfristige Verbesserungen. Im ersten Projektjahr setzte Kordes auf verschiedene Formate, um möglichst viele Linzerinnen und Linzer ins Boot zu holen. Es gab monatliche Stadtspaziergänge, ein Straßenfest, Bepflanzungsaktionen auch in Kooperation mit einer Anrainerschule, einen Ideenworkshop, Interventionen mit mobilen Stadtmöbeln, eine Feedbackbox und Veranstaltungen mit der Stadtpfarre und der Radlobby. In der nun angelaufenen zweiten Phase geht es an die Entwicklung konkreter Maßnahmen aus den bisher gesammelten Vorschlägen.

Stadtperspektive Linzer Hauptplatz
Stadtperspektive Linzer HauptplatzHannah Kordes, Nordico Stadtmuseum Linz

Die „Klimaachse“ im Museum Nordico

Die „Klimaachse“ kann übrigens auch im Museum begutachtet werden. Das Konzept wird im Nordico neben einer Reihe anderer Projekte, die Stadt und Gesellschaft auf neue Weise miteinander in Beziehung bringen, ab kommender Woche im sogenannten „Stadtlabor“ (Eröffnung:23. November) ausgestellt. Dabei handelt es sich um eine temporäre, öffentlich zugängliche Forschungseinrichtung, die bis April dazu einlädt, sich ausgehend von Pionierprojekten (u. a. auch dem alternativen Wohnkonzept Cohousing Holzstraße und dem Café Viele Leute) mit der Gegenwart und Zukunft von Linz auseinanderzusetzen. Im Fokus stehen die Themen Wohnen, Nahversorgung, Arbeit, öffentliche Räume und Museum. Ergänzt wird das Stadtlabor durch eine Prototypenwerkstatt für Input durch die Besucherinnen und Besucher.


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