Kolumne

Traumjob Vollzeitkind

Trotzdem Abheben zum Traumjob
Trotzdem Abheben zum Traumjob(c) Getty Images (pinstock)
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Der Einstieg in die Berufswelt gelingt der jüngeren Generation zunehmend schwieriger und das obwohl an allen Ecken und Enden über den Fachkräftemangel geredet wird. In China werden jetzt vermehrt Jugendliche von ihren Eltern angestellt, um im Haushalt mitzuhelfen. 

In China zeichnet sich seit einiger Zeit ein neuer Trend ab. Und zwar werden Jugendliche von ihren Eltern für Haushaltstätigkeiten wie Putzen, Einkaufen oder Altenpflege angestellt.

Ein Grund ist die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit, die in China bei rund 20% liegt. In manchen Provinzen kommen auf eine ausgeschriebene Stelle als Lehrer absurde 30.000 Bewerbungen. Ein weiterer Grund ist aber der Druck, dem die Berufseinsteiger nicht gewachsen sind. Auf diversen social media Plattformen posten die Jugendlichen ihre ersten Arbeitserfahrungen.

Manche klagen über zu viel Druck, Konkurrenz oder enttäuschte Erwartungen in der Arbeitswelt und sehnen sich nach einem „einfachen“ Leben. Hinzu kommen schlechte Einstiegsgehälter mit denen ein Leben abseits der Eltern gar nicht möglich ist. Auch hierzulande ist der Einstieg ins Berufsleben für Jugendliche alles andere als ein Zucker- schlecken, obwohl die Arbeitslosenquote unter jungen Erwachsenen (2021: 11% lt. EUROSTAT) zu den niedrigsten in der EU zählt.

Selbst gut ausgebildete Absolventen finden es schwierig ihre ersten Schritte in der Arbeitswelt zu gehen. Eine Anstellung als Vollzeitkind kann wohl nicht die Lösung derartiger Startschwierigkeiten sein. Aber wie kann ein Einstieg in den Traumjob dann gelingen?

Die Arbeitswelt ist kein Safer Space

„Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ oder „einfach mal ins kalte Wasser springen“ waren die Devisen mit denen Eltern ihre Kinder noch in den 80iger, 90iger und beginnenden 20ender Jahren auf die Berufswelt eingestimmt haben. Qualitative Informationen oder gar Coaching wurde kaum jemandem zur Seite gestellt.

Als „Junger“ musstest du dir deine Sporen erst mal verdienen. Das bedeutete dann anfangs auch mal weniger sinnvolle oder ungeliebte Tätigkeiten auszuführen. Das gehörte unhinterfragt dazu und stärkte wohl bei so manchem in weiterer Folge das eigene Durchhaltevermögen. Verständnis für ein schnelles Aufgeben gab es kaum.

Häufige Jobwechsel machten sich damals noch ganz schlecht im Lebenslauf und beendeten so einige Karrieren bevor sie richtig begonnen hatten. Mittlerweile haben sich die Zeiten und die Rahmenbedingungen enorm verändert. Der Fachkräftemangel ist quasi omnipräsent.

Die Unternehmen suchen händeringend nach arbeitswilligen und gut qualifizierten Mitarbeitern. An einem Jobwechsel alle paar Jahre stößt sich heute niemand mehr. Ganz im Gegenteil, in manchen Branchen sind unterschiedliche Erfahrungen sogar gern gesehen.

Auf der anderen Seite haben sich die Erwartungen der Berufseinsteiger massiv geändert. Viele sind gut qualifiziert und streben nach einem Job mit größtmöglicher Autonomie, Selbsterfüllung und demensprechendem Gehalt. Und das Ganze in einem wertschätzenden und als unterstützend wahrgenommenen Arbeitsumfeld, ähnlich wie bei Mami und Papi.

Woher kommt der Wunsch nach Support?

Safer Space ist heute als Schlagwort in aller Munde. Ursprünglich angedacht im Therapiesetting als geschützter Raum für Menschen mit Diskriminierungserfahrungen wird dieses Konzept inflationär auf unterschiedlichste Kontexte unseres täglichen Lebens übertragen.

Dieser innere Wunsch nach einem sicheren Rahmen ist für sehr viele Jugendliche heute Programm. Und ein Mitgrund dafür liegt meines Erachtens in einem vollkommen geänderten Erziehungsstil. Helikopter Eltern umschwirren ihre Kinder von klein auf räumen, wo es nur irgend möglich ist, auf ihre Kinder zurollende Steine aus dem Weg.

Denn hinter jeder Ecke könnte ein nicht zu verarbeitendes Trauma lauern. Erfahrungen machen alleine genügt heute keinesfalls mehr. Es sollen ausschließlich positive Erfahrungen sein, die zu einer geordneten Entwicklung ihrer Kinder beitragen. Dieser bis dato nie dagewesene Support endet allerdings für viele nicht im Kindesalter, sondern geht noch weit darüber hinaus.

Die Adoleszenz wird auf diese Weise künstlich verlängert. Am Ende trifft dann ein wohlbehüteter, gut ausgebildeter Jugendlicher auf eine so gar nicht perfekte Arbeitswelt. Die beiderseitige Enttäuschung ist vorprogrammiert und der chinesische Trend in dieser Hinsicht vielleicht nachvollziehbar, aber keineswegs eine Lösung.

Wie kann ich den richtigen Jobeinstieg finden?

Eine Pauschalformel gibt es an dieser Stelle sicherlich nicht. Zu unterschiedlich sind Menschen in ihren persönlichen Ausprägungen. Nichts desto trotz empfehle ich als New Placement Berater nachfolgende Punkte zumindest mit zu berücksichtigen:

  •  Einblick in die Branche/Tätigkeitsbereich: Eine Vorwegnahme was einen Einsteiger erwarten kann, hilft sehr vor unliebsamen Überraschungen. Im Sozialbereich weht einfach ein diametral anderer Wind als in einer Unternehmensberatung.
  • Realistische Einschätzung der Einstiegsgehälter: Das Gehalt wird durch die Wahl der Branche in gewisser Weise mitbestimmt. Darüber hinaus empfiehlt es sich das Gespräch mit Personen zu suchen, die bereits eingestiegen sind. Ein niedriges Einstiegsgehalt kann eine Investition in die Zukunft sein.
  • Mindestzeitraum von einem Jahr: Um ein Unternehmen und einen Job wirklich kennenzulernen, braucht es eine gewisse Zeit. Die Probezeit von vielleicht drei Monaten ist dafür zu kurz.
  • Praktika: Am besten man beginnt schon in der Schulzeit damit. Ferialjobs liegen nicht mehr unbedingt im Trend, geben aber einen guten Einblick. Unbezahlte Praktika nach Abschluss der Ausbildung sind nur dann ratsam, wenn es einen ganz konkreten Plan gibt, wie es danach weitergeht.
  • Einstiegscoaching/Mentoring: Die WKO bietet Lehrlingscoaching und diverse Mentoringprogramme an. Ersteres gibt es auch für Unternehmen, die Lehrlinge anstellen. Und natürlich kann man immer in einen privaten Karrierecoach investieren.

Traumjobs fallen nicht vom Himmel, sie sind in gewisser Weise selbst gemacht. Der Weg dorthin ist zumeist steinig, lohnt sich aber in jedem Fall.

Gutes Gelingen

Michael Hanschitz

Michael Hanschitz ist seit nunmehr 15 Jahren als New/Outplacementberater, Autor und Karrierecoach tätig. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens Outplacementberatung (www.outplacementberatung.co.at) und Autor des Buches Menschen fair behandeln. Mit seiner Arbeit unterstützt er Menschen und Organisationen in schwierigen Veränderungsprozessen. Beraten mit Herz und Verstand lautet seine Devise.


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