Bildung

Matura-Aus: Wiener SPÖ sorgt für Aufregung

Antritt zur Matura? Nach Sicht der Wiener SPÖ soll die Reifeprüfung in ihrer jetzigen Form abgeschafft werden.
Antritt zur Matura? Nach Sicht der Wiener SPÖ soll die Reifeprüfung in ihrer jetzigen Form abgeschafft werden.APA/Hans Punz
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Die Wiener SPÖ will die Matura in ihrer jetzigen Form abschaffen. ÖVP und FPÖ sind dagegen – und empört. Und die Bundes-SPÖ? Gibt sich vorerst nicht übertrieben interessiert.

Wien. Auch eine ziemlich kleine Konferenz kann für recht großen Wirbel sorgen. Die Wiener SPÖ hat am Samstag – „Die Presse“ berichtete vorab – auf ihrer sogenannten „Wiener Konferenz“ (einer Art kleiner Parteitag) mehrere Anträge zu Bildungsreformen beschlossen. Darunter einen, der für großes Aufsehen gesorgt hat: die Abschaffung der Matura nämlich.

Auch die Präsidentin der Arbeiterkammer (AK), Renate Anderl, Rednerin am Samstag, bekräftigte den Vorstoß der Wiener SPÖ erneut am Sonntag. Die Matura habe „an Bedeutung verloren“, so Anderl in der ORF-„Pressestunde“. Schülerinnen und Schüler bekämen ohnehin ein Zeugnis ihrer Abschlussklasse. „Also warum noch einmal?“, so die AK-Präsidentin.

„Hirngespinst linker Träumer“

Dass der Antrag zum Aus der Matura für Aufregung sorgen würde, war der Landespartei bewusst (und wohl durchaus recht): In einer Zusammenfassung der eingebrachten Anträge bei der Wiener Konferenz wird beim Thema Matura-Abschaffung in einer Fußnote angemerkt: „Könnte unter Umständen ein heikles Thema sein. “

Durchaus. Noch ehe der Antrag am Samstagnachmittag bei der Wiener Konferenz von den rund 400 Delegierten mehrheitlich angenommen wurde, waren vor allem ÖVP und FPÖ, alarmiert durch den „Presse“-Bericht, schon in großer Aufregung: Der ÖVP war die SPÖ-Forderung nach einem Ende der Reifeprüfung gleich drei Aussendungen wert, darunter eine von Bildungsminister Martin Polaschek, der wie berichtet von „Hirngespinsten linker SPÖ-Träumer“ sprach. (Das zweite Hirngespinst aus Polascheks Sicht: Die Abschaffung der Benotung für alle Sechs-bis 14-Jährigen, ein weiterer Beschluss der Wiener SPÖ am Samstag). Die Matura, so Polaschek, sei ein „entscheidender Meilenstein für die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe“.

„Abschaffung kommt nicht in Frage“

Mit bestandener Reifeprüfung, so der Minister weiter, „haben die jungen Erwachsenen gezeigt, was sie leisten können“, sie seien also „reif“ für den Beruf oder ein Studium. „Eine Abschaffung der Matura kommt für mich also nicht in Frage“ – ein Ende der Benotung für jüngere Schülerinnen und Schüler im Übrigen auch nicht.  

»Daher fordert die Wiener Konferenz unter anderem: (...) Die Modifizierung von Unterrichtsstrukturen (...), die Abschaffung der Matura sowie die Modernisierung der räumlichen Infrastruktur.«

Auszug aus den Anträgen der „Wiener Konferenz“ der Landes-SPÖ

Der FPÖ war die Matura-Frage immerhin zwei Aussendungen wert, der blaue Bildungssprecher Hermann Brückl etwa sprach von einem „Unfug aus dem linken Anti-Leistungsfundus der SPÖ“. Von den anderen Parteien, auch den Neos, in Wien Koalitionspartner der SPÖ, hörte man vorerst nichts zum SPÖ-Vorstoß.

Auch Michael Ludwig, SPÖ-Landesparteichef und Wiener Bürgermeister, meldete sich nach der Konferenz per Aussendung zu Wort, allerdings ist darin etwas abgeschwächt von einer „Matura neu“ und einer „Reform“ die Rede. Diese brauche es, da die „bestehende Matura (. . .) nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht“. Schülerinnen und Schüler „müssen die Chance haben, ihr umfangreiches Wissen in einer praxisorientierten, semesterübergreifenden Projektarbeit darzulegen“.

Längere Projektarbeiten also statt einer schriftlichen und mündlichen Matura? Konkreteres lässt sich aus dem Antrag nicht herauslesen, eine etwaige Umsetzung fällt ohnehin nicht in die Kompetenzen eines Bundeslandes, sondern wäre Sache des Bundes.

Könnte die Matura also bei einer möglichen SPÖ-Regierungsbeteiligung nach den nächsten Nationalratswahlen abgeschafft werden?

Bundes-SPÖ: Haben andere Prioritäten

Tatsächlich gibt es einen ähnlichen Beschluss aus dem Jahr 2021: Ein von der Sozialistischen Jugend (SJ) eingebrachter Antrag auf Abschaffung der Matura „in ihrer heutigen Form“ wurde damals beim Bundesparteitag angenommen.

Am Wochenende allerdings äußerte sich die Bundespartei eher verhalten zum Vorstoß aus Wien: Eine Reform der Matura trage man mit, hieß es gegenüber der „Zeit im Bild“. Noten für Volksschule und Unterstufe abzuschaffen, sei aber keine Forderung der Bundespartei. Man habe derzeit andere Prioritäten. (mpm/APA)


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