Ralf Rangnick war fast 20, als es „passiert“ ist - und Julian Nagelsmann noch nicht auf der Welt: Österreich, Deutschland, Córdoba - ein Mythos bis in alle Ewigkeit, Amen.
Das Ergebnis spiegelt eher das Resultat eines Football-Matchs oder das eines Spiels einer Wirtshaustruppe auf schiefer Ebene in einem Montafoner Bergdorf als das eines EM-Qualifikationsspiels wider. Frankreich begnügte sich nicht mit einem Dutzend Tore, was Strafe genug gewesen wäre; nein, es schickte die Mannen aus Gibraltar mit 14:0 heim auf den Affenfelsen an der Südspitze Spaniens, auf dass die Berberaffen etwas zum Lachen haben.
Zu lachen hatten auch die Österreicher etwas vor 45 Jahren, und einer wurde hinter einem Radiomikro sogar narrisch. Es hätte nicht der 2:3-Niederlage Deutschlands im „Auswärtsspiel“ gegen die Türkei am Wochenende im Berliner Olympiastadion - ohne Sultan Erdogan - bedurft, um vor der Testpartie im Prater den Heldenmythos von Córdoba aufzuwärmen, als wäre nicht alles Abertausende Male widergekäut.
Österreicher kriegen den Córdoba-Triumph mit der Muttermilch eingeflößt wie eine historische Schlacht à la Waterloo. Ein Mythos bis in alle Ewigkeit, Amen. Ralf Rangnick wird auch wissen, wo er damals an jenem Juninachmittag in der argentinischen Pampa knapp vor seinem 20. Geburtstag gewesen ist, als in Österreich unbändiger Jubel losbrach. Nur für Julian Nagelsmann ist all das neu und mystisch. Er war ja noch nicht einmal auf der Welt, als Toni Polster und Co. Deutschland in Wien vor 37 Jahren mit 4:1 aus dem Stadion fegten wie welkes Herbstlaub. Just sayin‘.
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