Urteil/Mafia/Italien

Schwere Haftstrafen bei Mega-Prozess gegen die 'Ndrangheta

Im größten Mafia-Gerichtsverfahren seit Jahrzehnten sind 200 Personen verurteilt worden.

In dem größten Mafia-Prozess seit über drei Jahrzehnten in Italien sind am Montag schwere Haftstrafen verhängt worden. Ein Gericht in der süditalienischen Region Kalabrien hat rund 200 Angeklagte schuldig gesprochen und Strafen für insgesamt 2.200 Jahren Haft verhängt. Die Verlesung der Urteile zog sich über zwei Stunden hin.

Die höchsten Strafen wurden gegen zwei Bosse der 'Ndrangheta, der Mafia in Kalabrien verhängt. Sie wurden beide zu 30 Jahre Haft verurteilt. Der bekannteste Angeklagte, der Anwalt und ehemalige Parlamentarier der Regierungspartei Forza Italia, Giancarlo Pittelli, wurde zu elf Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte für ihn 17 Jahren Haft beantragt. Der Prozess lief seit zwei Jahren und zehn Monaten.

In dem Prozess in einer zum Hochsicherheits-Gerichtssaal umgebauten Lagerhalle in der Stadt Lamezia Terme in der süditalienischen Region Kalabrien ging es seit 2021 um die Machenschaften der 'Ndrangheta. Für die 322 Angeklagten forderte die Staatsanwaltschaft zusammengenommen fast 5.000 Jahre Haft. Die Anklagepunkte reichten von Drogenhandel und Bildung einer mafiösen Vereinigung über Geldwäsche bis hin zu Erpressung und Mordversuch.

Auch Politiker und Anwälte unter Angeklagten

Die Liste der Angeklagten, darunter Politiker, Anwälte und Geschäftsleute, zeigte, wie tief verwurzelt die 'Ndrangheta in Kalabrien ist. Der Prozess ist das Ergebnis umfangreicher Ermittlungen, die im Dezember 2019 im Rahmen von Italiens größter Anti-Mafia-Operation seit den 1980er-Jahren zur Festnahme von 334 Personen geführt hatten. Auch in Deutschland, der Schweiz und Bulgarien kam es zu Festnahmen, darunter kalabresische Politiker wie ein Ex-Senator und der Bürgermeister einer Gemeinde in Kalabrien.

Aus den Ermittlungen gingen enge Verstrickungen der 'Ndrangheta mit der Politik hervor. Die „Rinascita Scott“ genannte Untersuchung konzentrierte sich auf Vibo Valentina, erstreckte sich aber bis nach Norditalien. Geführt wurde sie vom Oberstaatsanwalt von Catanzaro, Nicola Gratteri, der als einer der prominentesten 'Ndrangheta-Experten gilt. Er konzentrierte sich auf den Clan der Familie Mancuso.

Die 'Ndrangheta gehört zu den mächtigsten Mafia-Organisationen der Welt. Sie dominiert den internationalen Drogenhandel, verdient ihr Geld aber auch mit Waffen, Geldwäsche und durch Korruption. Experten schätzen, dass die 'Ndrangheta jährlich einen weltweiten Umsatz zwischen 50 und 100 Milliarden Euro macht.


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