Elf Kinder müssen sterben

Im rumänischen Gesundheitswesen fehlt es an Geld. Patienten wird deshalb die Fortsetzung der nötigen Behandlung verweigert.

Bukarest. Rumänische Gesundheitsbehörden entscheiden über Leben und Tod von 21 Kindern. Ihre lebensnotwendige Dialysebehandlung ist für das staatliche Gesundheitssystem zu teurer.

Elf der 21 Patienten im Kinderkrankenhaus St. Maria in Iasi im Nordosten Rumäniens wird die Fortsetzung ihrer Behandlung verweigert, weil die finanziellen Mittel nicht ausreichen, um die vier zur Verfügung stehenden Dialysegeräte zu betreiben. Die Erhaltungskosten für ein Gerät belaufen sich auf 60 Euro pro Tag.

Bereits seit Februar weigern sich Pharmafirmen, die 460 Spitäler des Landes mit den einfachsten Medikamenten und Verbandsmaterialen zu versorgen, weil sich die Zahlungsrückstände auf umgerechnet 249 Million Euro belaufen. Ärzte sehen sich gezwungen, auf die Notfallrationen an Medikamenten zurückzugreifen, doch auch diese sind mittlerweile fast vollständig aufgebraucht. Daher unterschrieben mehr als 2000 Mediziner einen Brief an Gesundheitsministerin Daniela Bartos, in dem sie gegen die unhaltbaren Zustände an den rumänischen Krankenhäusern protestieren.

Cristian Dragomir, Chirurg am St. Spiridon Krankenhaus in Iasi, erzählt, dass vor kurzem neun der zehn chirurgischen Abteilungen geschlossen wurden. Patienten, die Operationstermine hatten, auch Notfälle, wurden einfach entlassen. "Wir können diese Verantwortung nicht mehr übernehmen, es geht um Menschenleben. In Zukunft werden wir auch Notfälle abweisen müssen. Seit Monaten kämpfen wir gegen die extreme Situation, aber das Gesundheitsministerium ist unfähig, die Lage zu entschärfen." In einem Sparplan will das Ministerium 21.000 Betten einsparen - die verbleibenden 135.000 bedeuten, dass auf 1000 Rumänen sechs Krankenhausbetten kommen.

Auch die Ärzte im St. Maria Kinderkrankenhaus sehen sich außer Stande, weiter Entscheidungen über Leben und Tod ihrer jungen Patienten zu treffen. Nun sind die Behörden am Zug: Sie sollen entscheiden, welche zehn der 21 Kinder das Privileg haben werden, die lebensnotwendige Behandlung zu bekommen.

Das St. Maria Kinderkrankenhaus ist ein graues, heruntergekommenes Haus. Die Farbe ist längst abgeblättert und die meisten Fensterscheiben sind zerbrochen. Im Inneren des Spitals lassen die langen, dunklen Gänge auf wenig Abwechslung für die kleinen Patienten schließen, und in den kahlen Räumen befindet sich kaum etwas außer den wenigen Betten.

Adrian Ungureanu ist eines der Kinder im St. Maria Hospital, das ohne tägliche Dialyse nicht überleben kann. Die Ärzte geben dem 13-Jährigen nur noch wenig Lebenschance, und seine Mutter Anna hat bereits aufgegeben. Resignierend erzählt sie: "Es ist zu spät für meinen Sohn. Hätte er rechtzeitig behandelt werden können, dann hätte er eine Chance gehabt. Aber jetzt ist es zu spät."

Spendenmöglichkeit

Relief Fund Romania
Bank of Scotland
12/14 Cockspur Street
London W 1, Großbritannien
Kontonummer: 00424195
Sort Code 12 11 03

www.relieffundforromania.co.uk

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