Preisschnalzer

Das Verhalten der öffentlichen Hand ist ungeniert.

Statistik kann gnadenlos sein. Zumindest im grauen Schulalltag treibt die mehrheitlich als trocken geltende Materie Jahr für Jahr Tausende Schüler an den Rande der Verzweiflung. Wenig Anlaß zur Freude gibt wohl auch die gestern präsentierte Inflationsstatistik. Aus dieser geht nämlich hervor, daß das Vorjahr Österreich die höchste Teuerungswelle seit sieben Jahren brachte.

Preistreiber Nummer Eins war dabei nicht - wie vielfach befürchtet - die heimische Wirtschaft. Sie machte aus dem Euro keinen "Teuro", zeigte sich im Gegensatz zu Kollegen aus anderen EU-Ländern bei Preiserhöhungen höchst diszipliniert.

Nicht anders als ungeniert ist hingegen das Verhalten der öffentlichen Hand zu bezeichnen. Geschickt wurden die Debatten dahin gelenkt, wie denn nun die hinterlistige Wirtschaft vom guten Staat daran gehindert werden könne, die Konsumenten über versteckte Preiserhöhungen im Zuge der Euro-Einführung zu "schnalzen". Die dafür extra eingeführte Euro-Preiskommission (es lebe der Beamtenstaat!) hat zweifelsohne auch zur Disziplinierung der Wirtschaft beigetragen. Im Schatten der staatlichen Preisaufsicht heizte allerdings 2001 laut Statistik Austria kein einziger Wirtschaftsbereich die Preise derartig stark an wie Bund, Länder und Gemeinden.

Nun mag man Verständnis für diesen Preisschub aufbringen. So führten etwa die eingeführten Studiengebühren ebenso wie jene für die Krankenscheine zu einem höheren Kostenbewußtsein in der verwöhnten österreichischen Gratis-Gesellschaft. Ob sich auch die Qualität des Studierens dadurch verbessert hat, bleibt offen. Zudem will ja auch das Budget saniert sein. Und das geschah hierzulande bekanntlich überwiegend über höhere Belastungen, die eben in einer Teuerungswelle mündeten.

Eines werden freilich weder ein mehrheitlich einnahmenseitig saniertes Budget noch ein von der öffentlichen Hand angetriebener Preisschub je werden: Eine Visitenkarte für ein modernes Land. Schon gar nicht für eines, das von einer bürgerlichen Regierung geführt wird. Daran ändert auch der Umstand nichts, daß Österreich im Vorjahr - trotz der hohen Inflation - zu den preisstabilsten EU-Staaten zählte.

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