Island: Die Zerrissene

Insel der Kontraste: Heisse Geysire, ewiges Eis, Lavagestein und weiches Moos, monotone Hochebenen und bunt gedrängtes Leben. Regelrecht zerrissen wird die Insel auch: von zwei auseinanderdriftenden Kontinentalplatten.

Der erste Eindruck überrascht. Wenn der Jet die tiefhängenden Wolken durchstößt, sieht der Island-Reisende – Grün. Aber nicht Irlandgrün, nicht Flaschen- oder Pistaziengrün, sondern Erbs- bis Moosgrün. Island besteht aus Lavagestein, das mit einer dicken, weichen Schicht der genügsamen Sporenpflanzen überzogen ist.

Der zweite Eindruck von der Insel knapp unter dem Polarkreis entspricht eher den Erwartungen. Im Landeanflug auf Keflavik ist eine Straße zu sehen, wie man sie aus den USA kennt: breit und schnurgerade, der Traum jedes Porschepiloten, Islands Highway to Hell. Beginnend an der Küste, verschwindet das Betonband nach endlosen Kilometern im Nirgendwo – Einsamkeit pur.

Der erste logische Weg führt von Keflavik in die Hauptstadt Reykjavik. Genauso üblich ist auf diesem Weg ein erster Abstecher in die „Blaue Lagune“, Islands Oberlaa, nur größer, uriger und pittoresker. Diese Badeanstalt ist eine der meistbesuchten Attraktionen Islands. Ursprünglich wurde das Abwasser eines geothermischen Kraftwerkes bei Gindavik einfach ins Gelände abgelassen. Als Arbeiter im so entstandenen See badeten und einer von ihnen von einer hartnäckigen Schuppenflechte geheilt wurde, entstand die Idee, diesen natürlichen Luxus kommerziell zu nutzen. Die Blaue Lagune liegt in einem bizarren Lavafeld und wird ständig mit 40 Grad heißem Wasser versorgt. Wenn die Außentemperatur knapp über dem Gefrierpunkt liegt, dichter Nebel über dem heißen Wasser und den Lavabrocken wallt und zusätzlich Schnee fällt, kommt zum körperlichen Wohlbefinden auch noch der optische Genuß.

Dank der Unzahl von heißen Quellen ist Island eines der saubersten Länder der Welt,  fast die ganze Hauptstadt wird mit geothermischer Energie beheizt. Das heiße Wasser ist  einer der kostbarsten Schätze der Isländer. Nicht einmal ein Drittel der vorhandenen Ressourcen wird genutzt, dabei sind schon mehr als 90 Prozent der Häuser mit Energie versorgt. Sollte das Problem der Energiespeicherung und des -exports in den Griff gebracht werden, könnten die Inselbewohner schon bald zu den Energiescheichs des 21. Jahrhunderts werden.

Buntes Häuserpuzzle

Reykjavik ist Hauptstadt und Ballungszentrum Islands: Nicht weniger als 170.000 Menschen leben in dieser Stadt, 60 Prozent der Bevölkerung. Den schönsten Blick über die Altstadt hat man von der Aussichtsplattform der Kirche Hallgrimskirkja. Aus 75 Meter Höhe bietet sich ein Bild von dicht aneinandergedrängten Häusern in unglaublicher Farbenvielfalt. Hochhäuser gibt es keine, nur ein paar Hotels und Bürobauten in den Vororten sind höher als fünf Stockwerke.

Ein Muß ist auch die „Perlan“, deutsch: die Perle. Sie wurde auf fünf gigantischen Heißwassertanks aufgesetzt, die mit 24 Millionen Liter Fassungsvermögen die Energieversorgung der isländischen Hauptstadt sichern. Interessierten bieten sich vom – unter der Glaskuppel befindlichen – Luxusrestaurant, das sich pro Stunde einmal um die eigene Achse dreht, oder von der einen Stock tiefer gelegenen Aussichtsplattform eindrucksvolle Ausblicke auf Stadt und Meer.

Ein Hupfer nach Amerika

Island, in der Mitte zwischen Grönland und den – österreichischen Fußballfans bekannten – Färöer-Inseln, ist eines der jüngsten Länder der Erde. Geologisch. Die Insel liegt genau über dem Bruch zwischen  der europäischen und der amerikanischen Kontinentalplatte. Die Platten driften auseinander, Island wird langsam, aber sicher in zwei Teile zerrissen. Der noch schmale Riß  zieht sich über die ganze Insel. Ein Hupfer über die Dehnungsspalte „Almannagja“ – von Europa nach Amerika und wieder zurück – ist ein Pflichtsprung, den sich kein Islandneuling entgehen läßt.

Aber nicht nur Geologen werden auf Island fündig. Kaum eine Sportart, kaum ein Freizeitvergnügen kann hier nicht betrieben werden. Und wer eindrucksvolle Naturschauspiele und ungezähmte Kräfte liebt, kommt auf dem „Eisland“ reichlich auf seine Kosten. Die Wasserfälle Gullfoss, Svartifoss und Dynjandi, der große Geysir, einsame Pisten im Hochland oder die „Ringstraße“, auf der man Island umrunden kann – bleibende Eindrücke sind garantiert.

Wer es extremer mag, dem bieten einheimische Reiseveranstalter Jeep- oder Snowscooter-Touren auf den Gletschern oder im Hochland an. Mit umgebauten Superjeeps bringen sie Touristen in die Hochebenen oder zu einem der großen Gletscher Islands. Die Autos werden allerdings nur mit Chauffeuren zur Verfügung gestellt. Fahrern dieser Veranstalter gelang übrigens die erste isländische Gletscher-Winterüberquerung. Dafür mußten die ohnedies monströs wirkenden Jeeps noch einmal umgebaut werden, etwa auf einer Achse Schneekufen statt Rädern.

Touristen bieten diese Ausritte beeindruckende Steigungen und ungewohnte Schräglagen. Und wenn der Himmel aus dem Seitenfenster verschwindet und statt dessen die Grasnabe hereinwächst, beruhigen nur noch das gelassene Lächeln des Fahrers und das Wissen, daß die Gäste der vorigen Tour mit heilen Knochen aus den Autos geklettert sind.

Tips und Infos

Botschaft der Republik Island
Naglergasse 2, A-1010 Wien
Tel: 01/533 27 71, Fax: 01/533 27 74
Mo–Fr 8.00–12.00 und 13.00–16.00 Uhr
Isländisches Generalkonsulat
in Österreich
Imbergstr. 25, 5020 Salzburg
Tel: 0662/883 47 80
Fax: 0662/883 47 85
Icelandair (Vertretung Österreich)
Opernring 1, Stiege R, 1010 Wien
Tel: 01/587 36 74
www.icelandair.is
Blaguss Touristik
Wiedner Hauptstrasse 15, A-1040 Wien
Tel: +43/1/501 80-250, Fax: 01/501 80-299
E-Mail: touroperator@blaguss.at
www.blaguss.at
Island-Katalog von Blaguss:
www.blaguss.at/neu/s_reisekatalog.html

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