"Nächsten zehn Tage sind entscheidend"

Manche Experten geben sich zugeknöpft, Oberösterreichs Atombeauftragter reagiert mit Skepsis auf die Einigung Wien - Prag .

WIEN/LINZ. "Die nächsten zehn Tage werden entscheidend", meint Radko Pavlovec, Atombeauftragter des Landes Oberösterreich. "In dieser Zeit gilt es, einen Kontrollmechanismus einzubauen für all das, was in Brüssel vereinbart worden ist - und vor allem die enge Einbindung der österreichischen, unabhängigen Experten." Dies sei im derzeitigen Text nicht geschehen. "Die Kontrolle der Maßnahmen kann jedenfalls nicht der tschechischen Atomaufsichtsbehörde allein überlassen werden." Denn die Leiterin der Aufsichtsbehörde, Dana Drabova, habe bereits mehrmals "ausdrücklich festgehalten, daß aufwendige Nachrüstungen nicht möglich sind".

Pavlovec kritisiert, daß viele Überprüfungen den Herstellern überlassen würden. "Und außerdem ist bei den sieben Punkten von den Problemen mit der Betonhülle, dem Containment überhaupt keine Rede. Das ist zur Gänze unter den Tisch gefallen - völlig unverständlich." Als "gut" bewertet Pavlovec den Hinweis auf den Stand der Technik der EU-Staaten.

Antonia Wenisch, Leiterin des Österreichischen Ökologieinstituts, zu den Punkten der Vereinbarung: "Da muß man sich die Details genau anschauen. Vorerst will ich dazu nichts sagen." Wenisch hatte zuletzt erklärt, daß Temelín nicht das unsicherste AKW sei. Die Reaktoren in Mochovce, Ignalina oder Kosloduji seien weit bedenklicher.

Zurückhaltender gibt sich Wolfgang Kromp, Leiter des Instituts für Risikoforschung an der Uni Wien und einer der führenden Atomexperten: "Zu diesem Zeitpunkt will ich offiziell noch nichts sagen. Ich habe den Text des Agreements an Dutzende Experten im In- und Ausland verschickt. Wenn deren Statements da und zusammengefaßt sind, dann werde ich Genaueres sagen."

Industrie: "Ein Maximum"

Positiv bewertet hingegen die Industriellenvereinigung am Freitag die Vereinbarung von Brüssel: Österreichs Verhandlungsteam habe, was das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung betrifft, das "absolute realistische Maximum" herausgeholt. Die FPÖ solle froh sein, daß das VP-Verhandlungsteam "die Kastanien aus dem Feuer geholt" habe.


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