Paierl: Österreichs Stromkunden sollen Temel­n kaufen

Ein Groschen-Aufschlag je Kilowattstunde Strom könnte das Problem Temelín lösen, meint der steirische Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl.

WIEN. Mitten in die hitzigen Debatte darüber, wie denn nun die Inbetriebnahme des umstrittenen Atomkraftwerks Temel­n am besten abzuwenden wäre, sorgt der steirische Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl (ÖVP) für Aufsehen. "Wenn wir das AKW Temel­n wirklich ernsthaft verhindern wollen, dann müssen wir dafür bezahlen", meint Paierl im Gespräch mit der "Presse". Konkret müßte Österreich die Anlage den Tschechen abkaufen und dafür rund 40 Milliarden Schilling auf den Tisch blättern.

Aufgebracht werden soll dieser Milliardenbetrag von den österreichischen Stromkunden. Im Detail stellt sich Paierl vor, daß alle Strombezieher 40 Jahre lang einen Aufschlag von zwei Groschen je bezogener Kilowattstunde Strom für die Stillegung von Temel­n bezahlen. Hinzu käme eventuell noch ein Groschen für die Finanzierungskosten. Alternative: Jeder Österreicher hat 5000 Schilling als Einmalerlag zu berappen. Vorschläge, wonach die Länder selbst in die Tasche greifen sollten, weist Paierl zurück: "Wir sollten die Leute nicht anlügen. Im Endeffekt bezahlen es ohnedies die Steuerzahler."

Auf europäische Ebene gehoben könnte mit einem derartigen Modell der komplette Ausstieg Tschechiens aus der Kernenergie propagiert werden, meint der steirische Politiker. Die dadurch wegfallenden Strommengen würden laut Paierl problemlos von den liberalisierten europäischen Energiemärkten zur Verfügung gestellt. Die Tschechen würden Lieferungen zu Marktpreisen garantiert erhalten.

"Wir müssen nicht schon wieder in eine Sanktionenfalle tappen, indem wir uns mit unserer Temel­n-Position isolieren. Wir müssen den Reformländern helfen, in die EU zu kommen, und sie nicht ständig verschrecken", so Paierl.


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