Verkehr: Wie viel kostet der Straßenverkehr?

Bei der Kostenfrage im Verkehr gibt es – je nach Überzeugung – unterschiedlichste Zahlen.

wien (jaz). Die Benützer der heimischen Straßen zahlen die Kosten für den Bau und die Instandhaltung dieser. So viel ist sicher. Denn auf dieses Ergebnis kommt man sowohl bei Verwendung der Zahlen des autofahrerfreundlichen ÖAMTC als auch bei jenen des autokritischen VCÖ. Allerdings gibt es auch hier deutliche Unterschiede bei der Überdeckung der Ausgaben durch die Einnahmen.

Laut VCÖ kosten Ausbau und Erhaltung des Straßennetzes pro Jahr rund 6,3 Mrd. Euro. Der ÖAMTC kommt auf eine Summe von etwa 3,4 Mrd. Euro. Der Grund für diesen Unterschied: Offizielle Zahlen gibt es nur für die Kosten bei den Autobahnen und Schnellstraßen. Für Bundes-, Landes- und vor allem Gemeindestraßen müssen die Kosten geschätzt werden. Der VCÖ bezieht sich bei dieser Schätzung auf eine Studie, die im Jahr 2000 für das Verkehrsministerium erstellt wurde und adaptiert sie für 2006. Der ÖAMTC verwendet eigene Zahlen.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Einnahmen. Dort hängt viel davon ab, welche Steuern und Abgaben eingerechnet werden. Der ÖAMTC rechnet beispielsweise die beim Tanken oder dem Autokauf gezahlte Mehrwertsteuer hinzu. Der VCÖ nicht. Insgesamt kommt der VCÖ auf Einnahmen (Pkw und Lkw) von 6,8 Mrd., der ÖAMTC auf 11,3 Mrd. Euro.

Externe Kosten: Noch mehr Unklarheit

Bei der Infrastruktur ergibt sich laut VCÖ somit eine Überdeckung von rund 500 Mio. Euro. Wobei hier der Lkw-Verkehr vom Pkw-Verkehr quersubventioniert wird. Allein würden die Lkw nur 62 Prozent ihrer Infrastrukturkosten decken. Laut ÖAMTC ergibt sich eine Überdeckung von 7,9 Mrd. Euro.

Noch unklarer ist die Situation bei den sogenannten externen Kosten. Sie betragen laut VCÖ zusätzlich knapp elf Mrd. Euro pro Jahr. Eingerechnet sind dabei die Wertminderung für Liegenschaften aufgrund des Verkehrslärms, Kosten infolge von Unfällen oder Umweltschäden durch Schadstoffe wie Ernteausfälle. Im Endeffekt würde der Pkw-Verkehr nur 44 Prozent seiner Kosten tragen, der Lkw-Verkehr gar nur 36 Prozent, sagt Martin Blum vom VCÖ. Anders sieht das Elisabeth Brugger-Brandau vom ÖAMTC. Durch die große Überdeckung bei der Infrastruktur würden die externen Kosten weitgehend gedeckt. Eine Lösung könnte die EU bringen. Sie will 2008 eine offizielle Methode für die Berechnung externer Verkehrskosten erstellen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.