Seelenvoll: "Aus Sun und aus Regn", die zweite Platte des "Stubnblues".
Für Willi Resetarits, 58, scheinen die Jahre der vokalen Verfeinerung, des musikalischen Raffinements angebrochen. Der hagere Sänger intoniert mit Sabina Hank „Abendlieder“, freut sich auf weitere Konzerte als „RP5“ mit Wolfgang Puschnig, schwärmt für „String Fizz“, sein Gershwin-Projekt mit Tini Kainrath. Und nun ist „Aus Sun und aus Regn“ erschienen, die zweite Platte des „Stubnblues“, eines bergwandernden und musizierenden Kollektivs, das sozusagen aus lauter Bandleadern besteht. Etwa Stefan Schubert, der z.B. viel mit Jimmy Carl Black, Gründer der später von Frank Zappa übernommenen „Mothers“, musizierte. Oder Roland Guggenbichler, Poet an der Quetsche, der jüngst traditionelle Zulu-Klänge mit Mozart verband.
Texte von Artmann, Karl Farkas
Die Mischung aus kroatischen, wienerischen und englischen Songs besticht mit hierzulande seltenem harmonischen Feeling. Es ist die Beseeltheit, mit der hier musiziert wird, die die höchst unterschiedlichen Kompositionen eines Ralph Benatzky, eines Tom Waits und eines Willi Resetarits zusammenhält. Da wird authentisch geschnauft, geächzt, gebrummt und gejuchezt, je wie es die Texte von H.C.Artmann, Karl Farkas und Van Morrison verlangen. Dies alles in Zimmerlautstärke: Die stillen Lieder sind auf kleine Räume ohne Strom ausgelegt.
Live meidet der Stubnblues unwürdige Orte, spielt auf Bergwiesen, in Burghöfen und Klostergärten. Und jeder Musiker hat seine Solonummer, bei der er seine Stimme brechen muss. Für Bassist Klaus Kircher ist es Joe Henrys groovendes „Rough & Tumble“, wo sich seine dünne Stimme mehrmals eindrucksvoll überschlägt. Resetarits singt in „alanech fia dii“ und „da r abrüü“ (beides mit Text von Artmann) beseelt wie nie zuvor. Schlauer Humor blitzt auf in Farkas' „Pflückt ein Mädel Ribisel“. Kollektives Highlight: Van Morrisons „You Make Me Feel So Free“ wird zur puren Ekstase. sam
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2007)