Wiens 24. Bezirk

Was gibt es Schöneres? Ruhige Lage, zentrumsnah und vor allem: unmittelbar am Wasser.

Was gibt es Schöneres? Ruhige Lage, zentrumsnah und vor allem: unmittelbar am Wasser. Am Abend oder in der Früh, raus aus dem Haus und schon genießt man es entlang des großen Flusses zu laufen oder in Ruhe ein Buch zu lesen.

Wir könnten es haben, mitten in Wien. Wo? Am rechten Donauufer im 2. und 20. Bezirk. Derzeit ist es städtisches Ödland. Wer den Handelskai entlangfährt erahnt kaum, dass man fast unmittelbar am Wasser ist. Der Damm ist nicht zu überblicken, Donauländebahn und Handelskai schneiden das Ufer von der Stadt ab.

Warum muss das eine unerfüllbare Vision bleiben? Wien baut einen ganz neuen Bezirk, den 24., entlang der 24 Kilometer des rechten Donauufers. Die derzeitigen Barrieren Handelskai und Bahntrasse werden übersprungen. Mit Brücken und Überbauungen gewinnt man Bau- und Grünland.

Neue Wohnungen, auch Büros werden errichtet und vor allem in der Erdgeschoßzone am Wasser entstehen Lokale, Geschäfte, eine Stadtlandschaft.Es profitieren jene doppelt, die derzeit am lauten Handelskai wohnen. Die Überplattungen werden einerseits als Lärmschutz dienen, andererseits entstehen vielfältige – jetzt noch versperrte – Zugänge zum Wasser. Der Weg in die Stadt ist mit dem Fahrrad kurz, eine Verknüpfung von Donauländebahn und Straßenbahnen ermöglicht kostengünstigen, sofort verfügbaren öffentlichen Verkehr.

Einwände? Das sei ja schön, aber leider zu teuer, meint Planungsstadtrat Schicker, und überlegt eine „waterfront-Entwicklung“ ohne die Barriere Handelskai-Bahn anzutasten. Dabei gibt es nicht nur international, sondern auch in Wien Beispiele: Südlich der Reichsbrücke wurde die Donauuferautobahn überplattet: Statt Lärm und Barriere ist dort eine großzügige Uferlandschaft entstanden, die Bauten von Harry Seidler bieten höchsten Wohnkomfort und sind so klug angeordnet, dass auch den dahinterliegenden Wohntürmen der Blick aufs Wasser bleibt.

Oder der Monte Laa, gewonnen durch eine Überplattung der Südosttangente, im übrigen weit ab vom öffentlichen Verkehr. Leider zu teuer? Oder leider zu visionslos? Wie „wirtschaftlich“ war der Bau der Donauinsel? Statt weiter teuer das Umland zu zersiedeln mitten in der Stadt und am Wasser: Wien braucht diesen 24. Bezirk.


chorherr.twoday.net("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2007)

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