Muslime protestieren gegen Ritterwürde für Salman Rushdie

AP (K.M.Chaudary)
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In Pakistan brennen britische Flaggen und Strohpuppen. Die Briten halten an der Auszeichnung für den Autor der "Satanischen Verse" fest - haben aber Angst vor Anschlägen.

Die Proteste wütender Muslime gegen die von Queen Elizabeth II. verliehene Ritterwürde für den Autor Salman Rushdie haben sich ausgeweitet. Im pakistanischen Lahore verbrannten rund 150 Islamisten Augenzeugen zufolge ein Bild der britischen Königin und forderten, Rushdie nach islamischem Recht zu verurteilen: "Die Strafe für einen Gotteslästerer ist der Tod", rief der Chef der radikalen Jugendorganisation Shabab e Milli, Shahid Gilani. In anderen Städten sollten laut Gilani Bilder Adolf Hitlers geehrt werden, "um den Hass auf jene zu zeigen, die Gotteslästerer ehren".

Der pakistanische Senat forderte, Rushdie müsse die Ehre wieder aberkannt werden. Das Oberhaus sei verärgert darüber, dass die britische Regierung die Gefühle der Muslime nicht respektiere und einen Gotteslästerer wie Rushdie auszeichne, hieß es in einer Aussendung der Kammer.

Todesstrafe für den Autor

Die Queen hatte Rushdie am Samstag für seine Verdienste um die Literatur die Ritterehre zuerkannt. Rushdie ist der Autor der "Satanischen Verse", die von Muslimen in aller Welt als Beleidigung ihres Glaubens aufgefasst wurden. Rushdie musste sich jahrelang verstecken, nachdem der damalige iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini 1989 das Todesurteil (Fatwa) über ihn verhängt hatte.

Die von Islamisten dominierte Provinzregierung im pakistanischen Peshawar verurteilte die Auszeichnung und forderte die Regierung in Islamabad auf, den Kontakt zu Großbritannien abzubrechen. Die islamische Welt hasse den indisch-stämmigen Rushdie wegen seiner "Satanischen Verse".

Iran: "Verabscheuungswürdiger Kadaver"

Auch im Iran schlugen die Wogen hoch. Die Fatwa habe Rushdie in einen "verabscheuungswürdigen Kadaver" verwandelt, daran änderten auch die Machenschaften der britischen Königin nichts, erklärte der Vize-Präsident des iranischen Parlaments, Mohammad Reza Bahonar: "Die britische Monarchie lebt in einer Traumwelt und glaubt, dass Großbritannien noch immer eine Supermacht wie im 19. Jahrhundert ist und dass eine solche Auszeichnung irgendeine Bedeutung hat." Die iranische Zeitung "Jumhuri Eslami" nannte die Queen eine "alte Ziege".

Auszeichnung für britische Muslime "Provokation"

In Großbritannien forderte der Rat der Muslime  unterdessen muslimische Gläubige zur Zurückhaltung auf, erklärte aber gleichwohl, die Auszeichnung Rushdies sei eine "Provokation". Jetzt stehe zu befürchten, dass das Ansehen Großbritanniens in der muslimischen Welt "weiteren Schaden" nehme.

Britischer Botschafter in Islamabad einberufen

In Islamabad wurde am Dienstag der britische Botschafter ins Außenministerium einbestellt. Dem Diplomaten Robert Brinkley sei vermittelt worden, dass Pakistan und die muslimische Welt den Ritterschlag für den Autoren der "Satanischen Verse" scharf verurteilten, sagte eine Außenministeriumssprecherin. 

Das britische Außenministerium äußerte sich besorgt über Berichte vom Montag, nach denen der pakistanische Minister für religiöse Angelegenheiten erklärt hatte, die Ehrung für Rushdie könne Selbstmordanschläge zum Schutz der Ehre des Propheten rechtfertigen.

Zeremonie wird verschoben

Aus dem Buckingham-Palast verlautete, der tatsächliche Ritterschlag für Rushdie werde nicht vor Oktober erwartet, wenn er durch die Queen selbst erfolgen solle. "Ich habe keine Ahnung, wann er kommen und den Ritterschlag empfangen kann", sagte eine Palastsprecherin. In den nächsten Monaten seien nur zwei derartige Zeremonien im Juli vorgesehen, danach erst wieder im Oktober. Sie bezweifle, dass Rushdie zu einer der Juli-Zeremonien kommen könne, sagte die Sprecherin.

(Ag.)

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