EU-Weinmarktreform: Bordeaux aus Litauen

(c) Reuters (Thierry Roge)
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Die EU will 120 Millionen Euro für Weinmarketing in Drittländern ausgeben. Die Winzer laufen gegen den Vorschlag der EU-Kommission Sturm.

Ein französischer Spitzenwein der Marke "Bordeaux" könnte künftig auch dann diesen Namen auf dem Flaschenetikett tragen, wenn nur die Weintrauben beispielsweise nach Litauen transportiert und dort verarbeitet werden.

Die EU-Kommission hat am Mittwoch ihren Vorschlag für eine Weinmarktreform vorgelegt. Durch Veränderungen sollen die 1,3 Mrd. Euro, die man jährlich für den EU-Weinmarkt ausgibt, besser genutzt und die Überschussproduktion eingedämmt werden. Damit soll der europäische Wein, der 60 Prozent der weltweiten Produktion stellt, wettbewerbsfähiger werden, sagte EU-Landwirtschaftskommissarin Fischer-Boel.

Kein Zucker mehr im Wein

Bisher geltende Marktinterventionsmechanismen wie etwa die Förderung der Lagerhaltung oder die Destillation überschüssiger Mengen sollen ab 2008 abgeschafft werden. Stattdessen sollen 120 Mio. Euro in eine groß angelegte Werbekampagne fließen, um die Weinexporte in Drittländer anzukurbeln. Auch die Regeln für die Bezeichnung des Weins sollen verändert werden. Künftig soll ferner ein schlechter Jahrgang nicht mehr einfach mit Zucker, sondern lediglich mit Trauben-Dicksaft "aufgebessert" werden dürfen.

Der Weinverbrauch in der EU war den vergangenen Jahrzehnten stetig gesunken, im Binnenmarkt machte sich die Konkurrenz aus den USA, Australien und Chile breit. Der Kommissionsentwurf soll den Agrarministern am 16. Juli offiziell vorgelegt und noch während der portugiesischen Präsidentschaft beschlossen werden. Dazu braucht es eine qualifizierte Mehrheit.

Widerstand der Winzer

Zahlreihe Weinbauvereinigungen der 27 EU-Länder haben mittlerweile Widerstand angekündigt. Auch der österreichische Weinbauverband lässt kaum ein gutes Haar an dem Entwurf. Dessen Präsident Josef Pleil sieht vor allem durch die geplanten Änderungen im Bezeichnungsregime die Qualitätswein-Politik der vergangenen 20 Jahre gefährdet. Er warnte davor, dass etwa der hochqualitative Terrassenweinbau in der Wachau unter die Räder kommen könnte. Auch Weinproduzenten in großen Erzeugerländern wie Frankreich, Italien und Deutschland haben mittlerweile erbitterten Widerstand angekündigt.

(APA)

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