"Die Marke Meinl ist ident mit meinem Namen", sagte Meinl V. einmal in einem Interview.
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Das einst renommierte Imperium ist nach fast 150 Jahren Geschichte. Der gute Name gilt als ruiniert. Doch das Haus Meinl hatte auch gute Zeiten. Hier die Meinl-Story.
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Die Firma Meinl hatte Tradition und Stand für gute Qualität. Schon in der Monarchie besaßen die Meinls 115 Geschäfte von Lemberg bis Triest.
Meinl AG
Wir schreiben das Jahr 1859. Julius Meinl, Sohn eines Bäckermeisters, nutzt die Aufbruchsstimmung an den Börsen und eröffnet 35-jährig sein eigenes Geschäft.
Meinl AG
Der Ahnherr der Meinl-Dynastie beginnt sein Geschäft mit dem Handel von Kaffee und Tee. Das Geschäft läuft gut, allerdings nicht allzu lange. 1876 war Meinl I. pleite. Sein Sohn nagte noch 43 Jahre später an den Schulden des Vaters.
Meinl AG
1877 startete Meinl nochmals durch. Diesmal mit dem gewerbsmäßigen Kaffeerösten. Eine gute Entscheidung. Denn das Geschäft lief so gut, dass er schon 1893 seine Fabrik in der Neustiftgasse eröffnen konnte.
Die Presse (Fabry)
1913, im Alter von 83 Jahren, übergab der Meinl-Gründer seinem Sohn, Julius II., ein kleines Imperium. Das Filialnetz des Unternehmens spannte sich schon vor dem ersten Weltkrieg über halb Europa.
Meinl AG
Julius Meinl befehligte Fabriken für Tee, Kaffee, Kekse und Schokolade ebenso wie ein eigenes Importbüro in London und sechs Röstereien, unter anderem in Prag und Budapest.
Meinl AG
Julius II. verdiente auch am Ersten Weltkrieg sehr gut. Der gewiefte Unternehmer angelte sich das Kriegsministerium als Großkunden für Kekse aus dem Hause Meinl. Allein im November 1914 orderte das Ministerium 100.000 Kilo Kekse.
Meinl AG
1923 gründete Julius Meinl II. den Spar- und Kreditverein der Freunde & Angestellten der Julius Meinl AG als Genossenschaft. Die Genossenschaft war verpflichtet, diesen Vereinszweck in jeder Weise zu fördern. Insbesondere war sie auch zur Entgegennahme, Verzinsung und Verwaltung von Spareinlagen in Filialen von Julius Meinl berechtigt.
Meinl AG
Markenzeichen wurde der 1924 von Joseph Binder entworfene Meinl Mohr. Der dunkle Kinderkopf mit hohem rotem Fes steht bis heute für Meinl.
Die Presse (Bruckberger)
In der Zwischenkriegszeit ging die rasche Expansion des Kaffee-Konzerns anfangs ungebremst weiter. Die Zahl der Filialen wuchs auf 434 an, bis 1934 eine eigene "Lex Meinl" weitere Expansionen einschränkte.
Meinl AG
Nach dem Anschluss wurde das Gesetz aufgehoben und Meinl vergrößerte sein Filialnetz auf 543 Standorte. 1939 hatte Julius Meinl europaweit über 1,000 Filialen und Franchisenehmer. Hitler lud die Großindustriellen nach Berlin ein. Meinl kam, setzte seinen Adoptivsohn Fritz als Geschäftsführer ein, doch das änderte wenig. 1941 wurde die Meinl AG von den Nazis übernommen.
Meinl AG
Julius II. starb 1944, in seinem Testament hatte er für alle Eventualitäten vorgesorgt. Sollten die Deutschen den Krieg gewinnen, wäre Adoptivsohn Fritz zum Erben des Unternehmens geworden. Die Geschichte entschied anders und so erbte sein Sohn Julius III.
Meinl AG
Doch das Mohrenreich war zerschlagen. Übrig blieben davon praktisch nur die österreichischen Geschäfte und Röstereien. Die Reste des Kaffee-Imperiums wurden in einer stiftungsähnlichen Institution in Liechtenstein gesammelt.
AP (MARTIN GNEDT)
Ende der 1960er Jahre hatte Meinl 280 Filialen. 1999 verkaufte Meinl V. die PamPam Märkte. 2000 stieg Meinl ganz aus dem Detailhandel mit Lebensmitteln in Österreich aus und verkaufte, mit Ausnahme des Spezialitätengeschäftes am Graben, alle Filialen.
Die Presse (Fabry)
Julius Meinl V hat das Familienimperium stärker verändert als fast alle seiner Vorgänger. Kritiker sprechen vom Niedergang. Aus einer vor fast 150 Jahren gegründeten und um den Lebensmittelhandel zentrierten Gruppe hat er einen Finanzdienstleister gemacht.
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Gute Kontakte zu Hochfinanz und Politik haben da nicht geschadet. 1997 wurde die Immobiliengesellschaft Meinl European Land (MEL) gegründet, in die die verbliebenen osteuropäischen Handelsimmobilien der Familie eingegliedert wurden, die 2002 an die Börse gebracht wurde.
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Nach massiven Rückkäufen von Zertifikaten/Aktien, mit denen im Sommer 2007 der MEL-Kurs gestützt wurde, und deren Kurse in der Folge crashten, kam auch die Bank und deren Verbindung zur MEL ins Visier von Öffentlichkeit, Aufsichtsbehörden und Staatsanwalt.
(c) APA (Harald Schneider)
Der tiefe Fall des Hauses Meinl
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