Vom Partei-Vordenker zum Wissenschafts-Planer

Zwischen Pichl und Minister Hahn herrscht ein kollegiales Verhältnis.
Zwischen Pichl und Minister Hahn herrscht ein kollegiales Verhältnis.(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Der Steirer Elmar Pichl, 34, ist seit März im Büro von Ressortchef Hahn „die rechte und die linke Hand“ des Ministers.

WIEN. Eigentlich ist sein Geschichtslehrer schuld, dass er heute dort sitzt, wo er sitzt. Weil der aus dem diplomatischen Dienst kam und Politik „so interessant gemacht hat wie keiner sonst“.

Dort, das ist ein kleines Büro im Kabinett von Wissenschaftsminister Johannes Hahn am Minoritenplatz 5 in Wien. Da arbeitet Elmar Pichl, 34, seit März als „Advisor to the minister“, also als Berater des Ministers. So steht es auf seiner Visitenkarte. Er selbst bezeichnet sich gern als die „rechte und linke Hand“ Hahns.

Der Platz des Büroleiters ist an einem dunklen Holztisch vor einer mit grünem Samt bespannten Wand, von der Decke hängt ein wuchtiger Luster. Ihm gegenüber sitzt eine Mitarbeiterin. „Es ist eben eng hier, unter einem Dach mit dem Bildungsministerium, aber wir kommen gut aus und sind ein Team.“ Zum Team, das Pichl anführt, zählen noch elf weitere Kollegen. Seine Mitarbeiter leitet Pichl an, zu Wissenschaftsthemen Details zu recherchieren oder den Fahrplan des Chauffeurs des Ministers aktuell zu halten.

„Ein Nine-to-five-Job ist das nicht“, sagt er. „Meist dauert es von acht bis acht Uhr, manchmal auch bis in die Nacht.“ Zum Beispiel an Tagen, an denen eine Gesetzesnovelle den Nationalrat passiert hat, gehe er mit Hahn häufig noch nach Mitternacht „den einen oder anderen Punkt durch“ – oder die beiden überlegen gemeinsam, was künftig besser gelingen könnte. Wie beim Studienbeihilfengesetz, das bald Studierende mit Kindern stärker begünstigen soll.

Den Weg in die Wissenschaft hat der studierte Jurist Pichl als Mitarbeiter am Institut für Öffentliches Recht der Universität Graz ab 1999 früh gefunden. Ab 2000 kam die Politik: Pichl war Referent in der Abteilung für Politik der ÖVP-Bundespartei, dort bereitete er Themen von der Demokratie bis zur Migration auf. Nach einer Zwischenstation bei der Meinungsforschung und Koordination für die Partei übernahm er 2003 die Leitung der politischen Abteilung und erstellte „Grundlagen für die politische Grundsatzarbeit“ der ÖVP, erklärt er.

Hahn: „Tickt ähnlich wie ich“

„Von dort hätte ich ihn sonst als Büroleiter nach Wien geholt, wäre ich nicht Minister geworden“, sagt Hahn, der schon als Wiener ÖVP-Chef ein Auge auf Pichl als Mitarbeiter geworfen hat. Denn: „Er tickt ähnlich wie ich, nur ist er geduldiger.“ Mit ihm könne er gut diskutieren, fast alle Projekte erarbeite man gemeinsam. Besonders bei Fragen zu den Aufenthaltsbestimmungen für Studenten und Forscher schätzt Philosoph Hahn den juristischen Rat Pichls.

„Ich habe keine Sekunde gezögert“, sagt Pichl zu Hahns Angebot, sein Kabinettschef zu werden. So kämen tagtäglich Wissenschaft und Politik zusammen, freut er sich. Die gute Gesprächsebene mit dem Minister ist Pichl wichtig, per „Du“ ist man schon aus Hahns Wiener Zeiten. Für den Büroleiter ist Johannes Hahn kurz „der Gio“. Die Loyalität Pichls ist dem Minister sicher: Hahn sei „der beste Wissenschaftsminister, den ich mir vorstellen kann“.

Seine Gesinnung wurde Pichl nicht in die Wiege gelegt, sein Elternhaus sei „eher unpolitisch“, sagt er. Aufgrund des Geschichtsunterrichts habe er sich aber als Schulsprecher an der Höheren Internatsschule des Bundes Graz-Liebenau und in der Bundesschülervertretung engagiert. In der Studentenzeit war Pichl im ÖVP-nahen Cartellverband (CV) aktiv.

Sein jetziger Job füllt ihn aus. Für Hobbies bleibt dem Juristen, der in einer Partnerschaft lebt, fast keine Zeit. Einmal in der Woche geht er schwimmen, „der Kampf um das zweite Mal ist ein sehr harter“. Als nächstes möchte er sein Wissen und Können aus der Jagdprüfung, die er im Vorjahr abgelegt hat, „zum Leben erwecken“.

In die Politik? „Sag niemals nie“

Beruflich will er nicht ausschließen, einmal von der zweiten in die erste Reihe der Politik zu wechseln, also selbst irgendwann Spitzenpolitiker zu werden. „Der nächste Karriereweg ist es nicht“, sagt Elmar Pichl. Aber: „Sag niemals nie.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2007)


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