Macao: Mafia und Millionen in Chinas Zockerparadies

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Das Glücksspiel hat Macao reich gemacht. Erstmals ist Chinas Spielhölle größer als Las Vegas. Doch die Bevölkerung ist unzufrieden und die Mafia drängt wieder an die Macht.

Macao gilt als das Glücksspielparadies auf dem asiatischen Kontinent. Kaum ein anderer Wirtschaftsraum ist in den vergangenen Jahren so rasch gewachsen wie die ehemalige portugiesische Kolonie Macao im Süden Chinas. Seit dem Ende des Glücksspielmonopols vor vier Jahren ist der Umsatz der Casinos stark gestiegen. 2006 erwirtschafteten die Spielhallen über 6,95 Milliarden Dollar, 20 Millionen spielfreudige Touristen überrannten die 470.000 Einwohner starke chinesischen Halbinsel.

Damit konnte Macao erstmals Las Vegas von der Spitze der Glücksspielmetropolen verdrängen, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Die Stadt floriert, doch die einfachen Menschen profitieren kaum vom Glücksspielboom. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst.

Mafia in Portugals Macao

Vor 1999, das heißt bevor Macao an die Volksrepublik China übergeben wurde, war die erste europäische Siedlung auf chinesischem Boden schon als heißer Boden für Glücksspieler bekannt. Koloniale Fassaden, preisgünstige Hotels und gutes Essen lockten Einheimische und Wochenend-Ausflügler aus Hongkong an die Spieltische des Monopolisten Stanley Ho. Macao war aber auch das Zentrum der organisierten Kriminalität. Die Triaden kontrollierten die lukrativen VIP-Tische in den großen Casinos der Stadt.

Kommunisten ohne Scheu vor Kapital

Der Übergang Macaos an China brachte zwar nicht das befürchtete Ende des Glücksspiels - auch die kommunistische Führung in Peking wollte am Profit des chinesischen Las Vegas mitnaschen. Doch die Zeit des Monopolisten Stanley Ho war vorbei, seit vier Jahren kommen auch ausländische Investoren in Macao zum Zug.

Seitdem glänzt und glimmert es in Macao an jeder Ecke. Goldene Paläste schießen aus dem Boden, täglich werden die chinesischen Zocker busseweise vor die Tore der Spielcasinos gekarrt.

Größte Krise seit 1999

Doch mit dem wirtschaftlichen Aufschwung sind auch die Immobilienpreise in Macao rasant gestiegen. Eine einfache Wohnung kostet derzeit über 3.000 Pataca (292 Euro) im Monat. Ein durchschnittlicher Arbeiter verdient gerade einmal 4.000 bis 5.000 Pataca (389 bis 486 Euro) im Monat. Da tröstet es die Menschen wenig, dass die Arbeitslosigkeit offiziell quasi verschwunden ist - der Zorn in der Bevölkerung steigt.

Im Mai entlud sich der Zorn der Menschen in Macao in einer Kundegebung in der Innenstadt - die Polizei reagierte nervös und ein Demonstrant wurde von einem Warnschuß getroffen. Das blieb nicht ohne Folgen. "Macao befindet sich heute in der größten Krise seit der Rückgabe an China im Jahr 1999", sagt die Journalistin Agnes Lam.

Mafia kommt zu alter Stärke

An die Zeit vor 1999 fühlen sich die Menschen in Macao im Moment auch erinnert. Die Zahl der Spieltische wächst schneller als der Markt. Damit erleben die Triaden eine Renaissance in der südchinesischen Provinz. "Es war einige Jahre still, doch die organisierte Kriminalität ist nie wirklich verschwunden", sagt ein Manager eines ausländischen Glücksspielkonzerns. Der Kampf um das beste Stück vom Kuchen wird wieder härter geführt. Die als "Big Sister Cat" bekannte Chao Yeuk-hong, Direktorin in Stanley Ho's Lisboa-Casino, musste im aggresiven Kampf um die chinesischen Spieler bereits ihr Leben lassen. Sie wurde mit durchschnittenem Hals in ihrem Auto gefunden.

Doch die ausländischen Investoren pumpen weiter Geld in Chinas Glücksspiel-Metropole. Bis Herbst 2007 soll das Venetian Macao seine Tore öffnen - eine 39-stöckige Imitation des Original-Venetian in Las Vegas. (mac)

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